Asbest: Behörde im Tiefschlaf

■ LehrerInnen demonstrierten beim Bildungssenator für schnelle Sanierung der Schule Lerchenstraße

Beamtenschlaf zu beenden ist ein schwierig Ding. Diese Erfahrung müssen im Moment Eltern, SchülerInnen und LehrerInnen des Schulzentrums Lerchstraße machen. Erst mußte durch eigene Messungen der Beweis angebracht werden, daß in Mauern der

krebeserregende Stoff vor sich hinbröselt, dann die Behörde durch Schulstreiks zum Handeln genötigt werden, und jetzt verschiebt sich der Termin der Sanierung immer weiter nach hinten. Gestern waren die LehrerInnen das Warten auf eine Sanierung

leid: „Gestern Pest, heute Asbest“ und „Seit vier Wochen ist die Schule zu, die Behörden schlafen in tiefer Ruh“ war auf den Transparenten von rund 50 LehrerInnen der Schule Lerchenstraße zu lesen, als sie vor dem Gebäude des Bildungssenators zum Demonstrieren anrückten. Aber die Tür blieb zu. Harry Florstedt, Schulleiter versuchte eine halbe Stunde vergeblich, eine GesprächspartnerIn für die aufgebrachten KollegInnen zu finden. „Es ist niemand zu sprechen“, kam er als Berichterstatter wieder vor die Tür.

Schließlich zeigte sich Walter Freitag, Leiter der Abteilung Schulplanung: „Wir können es unseren Bediensteten nicht zumuten, mehr als fünf Leute auf einmal hereinzulassen. Aber weil es sich ausnahmslos um vereidigte Bedienstete der Freien Hansestadt Bremen handelt, ist dies ja als eine Art Dienstversammlung anzusehen.“ Ja, das fanden die LehrerInnen auch und durften nach dieser Quasi -Vereidigung das Behördengebäude betreten, Öffentlichkeit ausgeschlossen.

Vier Wochen findet der Unterricht der Schule Lerchenstraße bereits nachmittags in den Räumlichkeiten der Schule Kerschensteiner Straße statt. Eltern, SchülerInnen und LehrerInnnen hatten selbst eine kurzfristige Versiegelungsmaßnahme verhindert, weil sie umfassende Untersuchungen durch den unabhängigen TÜV Norddeutschland wollten. Soweit haben sie sich erstmal durchgesetzt. Aber dann passierte gar nichts mehr.

Das, was sich hinter den verschlossenen Türen der Behörden

in der Zwischenzeit abgespielt hat, charakterisiert Walter Freitag so: „Baupläne sehen, sammeln, ordnen“. Denn der TÜV könne ohne diese Informationen nicht zur Tat schreiten. Inzwischen sind die Unterlagen beisammen, denn die versprochene Untersuchung wird in der nächsten Woche - vom 19. bis 23. März stattfinden. „Für die Auswertung der Daten, das Gutachten und die Empfehlungen zur Sanierung durch den TÜV rechnen wir mit einer Woche.“

Indessen stellt sich der Nachmittagsunterricht als große Belastung heraus: Die Kinder sind morgens unbeaufsichtigt, nachmittägliche Freizeitbeschäftigungen oder Konfirmandenunterricht müssen ausfallen. Auch in anderen Schulen herrscht bange Ungewißheit. In der Schule Fresenbergstraße stellen asbesthaltige, gerissene Toilettentrennwände eine ständige Gefährdung für SchülerInnen und LehreInnen dar. In der Schule Lehmhorster Straße sind die Fachräume geschlossen, weil dort asbesthaltige Feuerlöschdecken deponiert sind. Margitta Schmidtke, Elternsprecherin: „Wir haben von Wilfried Jung der Sachbearbeiter in Sachen Asbest bei der Bildungsbehörde ist, eine Zusage, daß beide Probleme in den Osterferien beseitigt werden“. Freitag: „Wir haben noch keine Firma gefunden, die beides - die Lieferung neuer Decken und die Entsorgung der alten Decken - übernimmt.“ Hier wie auch in der Lerchenstraße hatte ein besorgter Vater die Untersuchungen auf eigene Initiative in Gang gebracht. bea