JOHNNY WALKER

■ Burma: Schnelle Dollars für Tourismusinvestoren

Bislang war der Tourismus in Burma durch einen Mangel an Hotelzimmern, schlechte Zug- und Flugverbindungen und eine streng kontrollierte 7-Tage-Visum-Regelung eingeschränkt. So besuchten nur circa 42.000 Reisende pro Jahr das Land. Die Einkünfte aus dem Tourismusgeschäft waren zu vernachlässigen, zumal die meisten TouristInnen, so sie eine Flasche Johnny Walker und eine Stange Zigaretten mitbrachten, diese sofort auf der Straße verkaufen konnten. Vom Gewinn, den sie bei dieser Transaktion erzielten, konnte der einwöchige Aufenthalt in Burma bestritten werden.

Angesichts einer Verschuldung von nahezu fünf Milliarden US -Dollar und der Notwendigkeit, eine 172.000-Mann-Armee zu bewaffnen und auszurüsten, um eine unruhige Bevölkerung unter Kontrolle zu halten, will die burmesische Regierung das Land jetzt stärker für den Tourismus öffnen. Nach Aussage von Oberstleutnant Thaw-Da Sein, geschäftsführender Direktor der burmesischen „Myanmar-Hotel-and-Tourism -Services“, fördert das Saw-Maung-Militärregime „den Tourismus als einen wichtigen Teil unserer Wirtschaftspolitik“.

Der Nachbarstaat Thailand, mit fast 4,5 Millionen ausländischen Gästen im Jahr 1989 beliebtestes Reiseziel in Südostasien, wird die führende Rolle in der Entwicklung der Tourismusindustrie Burmas spielen. Mindestens zwanzig touristische Investitionsprojekte haben thailändische Firmen bei den burmesischen Behörden bereits eingereicht. Beantragt wurden Hotelneubauten und Charterflugverbindungen.

Eines dieser Projekte, dem die Saw-Maung-Regierung gerade zugestimmt hat, ist die Errichtung des Hotel- und Kasinokomplexes „Golden Triangle Paradise Resort“ im Grenzgebiet unweit von Mae Sai (Thailand). Auf einem 480 Hektar großen Gelände mitten in der Region, aus der das Gros der jährlichen Opiumproduktion stammt, soll diese Luxusherberge entstehen. Die Ironie dieses Projektes liegt darin, daß die thailändischen Investoren in den vergangenen Jahren mehrfach versucht haben, solch ein Vorhaben in Thailand zu verwirklichen. Die Regierung in Bangkok lehnte dies aber stets ab, da sie befürchtete, das Projekt würde die Kultur Thailands schädigen. In Burma ist es anscheinend kein Problem, die dortige Kultur zu zerstören.

Thailand ist nicht das einzige Land, das sich Hoffnungen macht, ein paar schnelle Dollars aus Burmas Touristenattraktionen zu ziehen. Drei führende Hotels in Bangkok konkurrieren mit Investoren aus Hongkong, Singapur und Indien um die Übernahme des berühmten „Strandhotels“ in Rangun. Dieses Hotel ist eines der Wahrzeichen der Stadt. Ein Plan sieht vor, einen 15stöckigen Anbau zu errichten, der nicht nur die Skyline von Rangun ruinieren, sondern auch die Ausstrahlung dieses historischen Gebäudes am Flußufer zerstören würde.

Im letzten Jahr erhielt eine österreichische Industriegruppe den Zuschlag für die Errichtung von Hotels in Rangun, Pagan und Mandalay. Weitere Hotels sind im ganzen Land geplant. Die Vorteile für die ausländischen Investoren liegen in einer dreijährigen Steuerbefreiung und im Recht, Gewinne ins Ausland zu transferieren.

Den Menschen in Burma bringt diese Form des Tourismus allerdings keinerlei Vorteile. Der Ausverkauf der kulturellen Identität droht, zumal die touristischen Einkünfte nur einigen Ausländern und einer Handvoll profitgieriger burmesischer Militärs zugute kommt.

Aus: 'Dawn‘, Zeitschrift der Demokratischen Front der Studenten Burmas (ABSDF), Nr. 19/1989. Übersetzung: Mechthild Pieper