Erst muß das Kopfsteinpflaster geglättet werden

■ Erste Dienstleistungsmesse für den Wirtschaftsraum Berlin / Unternehmensberatungen liefern Know how in den Osten

Aller Anfang ist schwer - besonders für Firmengründer aus der DDR. Jahrzehntelang hat man die Planwirtschaft als Fessel empfunden. Unternehmerische Initiativen erstickten in der Bürokratie. Jetzt steht die Wirtschafts- und Währungsunion vor der Tür, und eine neue Sorge breitet sich aus. Wie bewerkstelligt man den Einstieg in die Marktwirtschaft, wird man dem Wettbewerb überhaupt gewachsen sein? Für das Fachforum Wirtschaft des „Neuen Forums“ ist von zentraler Bedeutung, daß sich das Handwerk, die mittelständische Industrie und der private Handel schnell entwickeln. Besonders für den Regionalraum Berlin halten sie den Aufbau von Dienstleistungsbetrieben für dringend erforderlich. Aber es fehlt das Know how.

Wer wissen wollte, wie der beabsichtigte Sprung in die Selbständigkeit nicht gleich zur Bauchlandung wird, hatte am Samstag auf dem „Messe-Forum Berlin“ Gelegenheit, Unternehmen kennenzulernen, die sich auf die Schließung von solchen Informationslücken spezialisiert haben. In der Dynamo-Sporthalle in Weißensee veranstaltete die dem „Neuen Forum“ nahestehende „ddr-media GmbH“ zusammen mit der Westberliner Ausstellungsfirma „Pro For Ma“, die erste speziell auf den Berliner Raum zugeschnittene Dienstleistungsmesse der DDR. 54 westliche Schulungs-, Weiterbildungs- und Unternehmensberatungen, die meisten aus West-Berlin, und sechs mit dem Ost-Außenhandel vertraute DDR -Firmen boten ihre Dienste an.

Zum Beispiel das „Business Contact Berlin“ (bcb), eine Gründung des umtriebigen ehemaligen AL-Abgeordenten Uwe Tietz. Gemeinsam mit dem Ostberliner Partner Wolfgang Gerber will das bcb „wirtschaftliche Kontakte zwischen Partnern in Ost und West initieren und mit umfangreichem Know how organisieren“. Das Herzstück ihrer Unternehmensberatung ist eine Datenbank, die auf dem „Messe-Forum“ vorgestellt und gleich von zahlreichen Interessenten mit Kontaktwünschen gefüttert wurde. Beide sind überzeugt, daß Berlin zu einem der attraktivsten Wirtschaftsstandorte werden wird.

Nicht ganz so optimistisch ist der Westberliner „messenger courier-service“. Bevor die Fahrradkuriere auch im Ostteil der Stadt Konjunktur haben, muß „erst das Kopfsteinpflaster geglättet werden“. Zudem haben sie das Problem, daß fast alle Betriebe im Ostteil der Stadt ihren eigenen Fahrraddienst haben und die Bereitschaft, vom Trabi auf das Rennrad umzusteigen, noch nicht sehr groß ist.

„Im großen Ganzen“, sagt Messe-Initiator Hans Joachim Matuschek vom „Neuen Forum“, hat sich die Ausstellung „überaus gelohnt“, weitere auf einzelne Unternehmensbereiche spezialisierte Messen, zum Beispiel zum Energie- oder Entsorgungsbereich, werden folgen.

aku