„Nur, was gesetzlich abgesichert ist“

■ In Augsburg verweigert Klinikleitung Schwangerschaftsabbruch nach Notlagenindikation

Augsburg (taz) - Während die bayerische Staatsregierung noch versucht, auf dem Wege der Normenkontrollklage den Paragraph 218 weiter zu demontieren und damit die Notlagenindikation praktisch auszuhebeln, ist in Augsburg die Welt der Schwarzen bereits in Ordnung. Dort hat die Allianz von CSU und konservativer Ärzteschaft die Notlagenindikation de facto abgeschafft. Vergeblich fordern die Frauen des Arbeitskreises Paragraph 218, zu dem sich Ärztinnen, Juristinnen, SPD-Frauen, Grüne Frauen und Frauen aus dem DGB zusammengeschlossen haben, das gesetzlich abgesicherte Recht auf Notlagenindikation. „Die Ärzte unserer Frauenklinik lehnen einen Schwangerschaftsabbruch bei sozialer Indikation aus Gewissensgründen ab“, teilte der Augsburger Klinikchef, Kurt Holzmann, den Frauen mit. Vom Vorsitzenden des Krankenhauszweckverbandes, Karl Vogel, bekamen sie auf ihre Anfrage gar keine Antwort. Im Vorstand dieses Zweckverbandes sitzen auch die Parteien: Sechs Mitglieder stellt die CSU, vier gehören der SPD an. „Wir halten die beim Krankenhauszweckverband geübte Praxis für korrekt und haben vor der Gewissensentscheidung von Chefarzt Dr.Holzmann hohen Respekt“, schrieben die CSU-Mitglieder Bernd Krenzle und Ludwig Kotter der Sprecherin des Arbeitskreises, Uschi Grau.

Zu einer Podiumsdiskussion luden die Frauen den hessischen Arzt Friedrich Stapf ein, um sich über die Verhältnisse im baden-württembergischen Stuttgart zu informieren. Dort konnte eine rot-grün-gelbe Konstellation durchsetzen, daß der Arzt eine Privatklinik eröffnen kann, die Schwangerschaftsabbrüche vornimmt. Die bei der Podiumsveranstaltung auftretenden „Lebensschützer“ brüsteten sich damit, sie hätten einer alleinerziehenden Mutter mit fünf Kindern einen Italienurlaub finanziert - ihrer Ansicht nach ein Beweis dafür, daß finanzielle Hilfen alles sind. „Man kann Gewalt nicht mit Gewalt beantworten“, so der Sprecher der fanatischen „Aktion Lebensrecht für alle“ (ALfa), Benedikt Ketzler. Mit diesem Argument lehnte der ALfa-Mann jegliche Abtreibung ab, auch im Fall der Vergewaltigung.

Wenige Tage nach der Podiumsdiskussion veranstalteten die Lebensschützer eine Pressekonferenz und behaupteten, der hessische Arzt Friedrich Stapf werde in Augsburg eine private Abtreibungsklinik eröffnen. „Wir wollen hier keine Privatklinik, sondern nur, was gesetzlich abgesichert ist“, empört sich Uschi Grau. Nach Meinung der 41jährigen macht sich der ALfa-Kreis zum „Büttel und Wahlhelfer der bayerischen Staatsregierung“. Der Frauenarbeitskreis hat die Augsburger Frauen aufgefordert, bei den Kommunalwahlen am Sonntag den Schwarzen einen Denkzettel zu verpassen und ihre Stimmen auf keinen Fall der CSU zu geben.

lui