Seh'n oder Nichtseh'n

■ NDR-Jugendmagazin „Dock 11“: Superäktschn, Espis und überhaupt

„Ahoi!“ Am Hamburger Hafen lümmeln drei mordsausgeschlafene Juhugendliche: Andrea, Peter, Stefan. Winken und lachen. Ganz krumm vor guter Laune. Ein Trio, das man sich merken muß. Es kommt nämlich wieder. Alle drei Wochen. Zum Beispiel mit „Äktschn“.

„Äktschn“: „Also, das sind unsere Espis. Die sprechen Esperanto. Sagt doch mal was.“ „Also, wenn man die Idee der internationalen Verständigung gut findet, ist man auch für Esperanto.“ „Und hat Esperanto Zukunft?“ - „Ja, also in Osteuropa und so, wo jetzt alles...“ - „Suuuper! Also auf jeden Fall: lohnt sich zu lernen. Was heißt eigentlich 'tschüß‘ auf Esperanto?“ - „grmplinstgfl“ - „Hört sich ja ganz schön schmutzig an.“

Zum Beispiel mit „Duell“.

„Duell“: Totalverweigerer und Reservist begegnen sich pro und contra. „Jeder kann selbst bestimmen, wann er sein Mikrofon einschaltet. Und weil im Fernsehen immer so viel gelabert wird, haben bei uns die beiden nur fünf Minuten Zeit.“

Zum Beispiel mit „Wichtig“.

„Wichtig“: „Das sind Nachrichten, die im allgemeinen Trubel untergegangen sind. Also: heute wird in der DDR gewählt. Da stellen sich auch vier Jugendorganisationen zur Wahl. Welche, sagen wir dann in den nächsten Sendungen. Jungs können jetzt auch Au pair machen. Bloß nicht in Großbritannien. Aber sonst überall. Und Untersuchungen sagen, daß ein Fünftel aller Jugendlichen nie liest. Wir zeigen jetzt ein Gegenbeispiel.“ Ein junges Mädchen kichert: „Ich lese grad die Bibel.“ „Ja, und dann kann man noch Öko -Ferien machen, mit Öko-Einsätzen und so. Die Infos gibt's bei uns.“

Zum Beispiel mit „Insider“: Andrea ist nach Südafrika gefahren, weil da jetzt schwer was los ist. Da singt dauernd Johnny Clegg, der „weiße Zulu“. Andrea interviewt ihn: „Was glaubst du, wie lange es dauern wird, bis Schwarze und Weiße gemeinsam regieren?“ Das weiß Johnny Clegg nicht so genau, aber Andrea hofft, „daß sich da jetzt schnell was ändert“.

Zum Beispiel mit „Sondernummer“.

Wer die „Sondernummer“ errät, kann eine Reise nach Polen gewinnen, in „das romantische Land“. „Doll, das ganze, und natürlich mit Hansa-Torist“, sagt Stefan (oder Peter?), der im Sandhaufen steht und stammelt: „Also, die Sondernummer müßt ihr erraten und anrufen. Die erste Sondernummer ist das Datum des letzten Tages vor der Sommerzeit; die zweite ist die höchste Roulettezahl und die dritte ist das Jahr, in dem die Bundesrepublik der NATO beigetreten ist. Ich bin schon unheimlich aufgeregt.“

Es ruft keiner an, „weil anscheinend irgendwas nicht klappt. Also müßt ihr jetzt halt beim NDR anrufen, und da könnt Ihr auch dieses Info bestellen. Das ist gespickt mit Infos über Johnny Clegg und Pipapo und Südafrika und so weiter und so fort. Also, dann tschüß und ciao bis zum nächsten Mal.“

Schön, daß man beim Fernsehen den Jugendlichen eine Chance gibt, die Karriere der großen Medienidioten beizeiten einzuschlagen.

Sybille Simon-Zülch