Der Eishockeykampf geht weiter

Der SB Rosenheim verliert das 2. Finalspiel um die Deutsche Meisterschaft gegen die Düsseldorfer EG mit 2:4  ■  Aus Rosenheim Werner Steigemann

Genau zwölf Minuten dauerte der Auftritt des Schweizer Eishockey-Schiedsrichters Willi Vögtlin beim zweiten Finalspiel zwischen dem SB Rosenheim und der Düsseldorfer EG. Als er schlichtend in ein Gerangel zwischen dem Düsseldofer Kreutzer und dem Rosenheimer Maidl eingreifen wollte, traf ihn Kreutzers Schläger unglücklich am Kopf. Mit augeschlagenen Zähnen, Gehirnerschütterung und Verdacht auf Kieferbruch mußte er ins Rosenheimer Krankenhaus eingeliefert werden.

Die Verantwortlichen beorderten telefonisch Pompeio Ondertoller aus München als Ersatzmann nach Rosenheim, das Spiel wurde für eineinhalb Stunden unterbrochen und die Mehrheit der Zuschauer verbrachte, Übles ahnend, die Zeit auf den umliegenden Wiesen in der Sonne. Herr Ondertoller habe ihren Club schließlich schon einmal verpfiffen.

An ihm lag es aber nicht, daß der SBR dieses zweite Finalspiel so deutlich verlor, nachdem er das erste in Düsseldorf am Freitag noch mit 4:3 gewonnen hatte. Die DEG, seit Beginn des Play-Offs mit Peter Hejma auf der Bank, war die bessere Mannschaft. Obwohl sie nur mit zwei Verteidigerreihen antreten konnte, bewirkte gerade dieser Mannschaftsteil den Erfolg. Trainer Hejma wies darauf hin, daß Abwehrspieler bei defensiver Spielweise immer besser zur Geltung kommen, da die Stürmer „tiefer gestaffelt“ agieren und somit der Platz für die Angreifer sehr eng werde. Seine Mannschaft habe diszipliniert gespielt, das Tempo hervorragend variiert und die sich ergebenden Konter gut verwertet. Seit Hejma seine Sturmreihen verändert hat, scheint auch das Formtief von Gerd Truntschka überwunden zu sein. Darüber hinaus überstand die DEG alle Strafzeiten ohne Gegentor.

Anfangs erstaunlich gelassen wirkte der Rosenheimer Trainer Doktor Starsi. „Die beiden besten deutschen Mannschaften haben sich ein Spiel auf hohem Niveau geliefert“, meinte er, letztendlich sei der Sieg der DEG gerecht. „Es gewinnt nur der, der weniger Fehler macht.“ Entscheidend sei das nicht zum Erfolg geführte Überzahlspiel gewesen. Zwei Minuten hatten die Rosenheimer sogar Zeit, mit zwei Mann mehr den Ausgleich zu erzielen. Beklagenswert auch die nichtendenwollende Liste der verletzten Spieler. Gordon Sherven ist noch immer verschnupft, Stürmerkollege Georg Franz hat einen Kapselriß am Arm und Ron Fischer, der eigenverantwortlich trotz eines kaputten Meniskus gespielt hat, ist „erledigt“.

Unwirsch antwortete Janos Starsi erst, als er über die Leistung von Karl Friesen Auskunft geben sollte, besonders beim dritten Tor. „Hervorragend“ sei dieser gewesen, ob der Frager das nicht selbst erkannt habe. Auch den Verdacht, den Rosenheimern würden die Kräfte zu ihrer kampfbetonten Spielweise nicht mehr reichen, wischte er gestreng vom Tisch: „Wir haben genug gute Jugendspieler.“ Und mit vernichtendem Blick auf den Präsidenten der DEG giftete er: „Andere Vereine könnten sich endlich auch mehr um den Nachwuchs kümmern.“

Es waren dennoch die nachlassenden Kräfte und die Auswirkungen der Verletzungen, die den Sportbund auf die Verliererstraße brachten. Ron Fischer, für seine Verhältnisse sehr wenig auf dem Eis, ist der personifizierte Beweis. Mit schwindender Kondition steht selbst der Kräftigste der technischen Überlegenheit des Gegners mittellos gegenüber. Folglich wurden alle vier Tore der DEG aus schnellen Kombinationen erzielt. Weitere große Torchancen vergaben die Düsseldorfer kläglich.

Kurz vor Schluß des ersten Drittels schafften die Rosenheimer - wieder einmal in Überzahl - ein Tor zum 1:2, nachdem vorher Manfred Wolf in der 12. und 14. Minute zweimal für die DEG getroffen hatte. Wäre im zweiten Abschnitt der Ausgleich gelungen, wer weiß, ob Einsatz und Siegeswille nicht doch den Erfolg gebracht hätten. Daß es nicht so kam, lag auch an Karl Friesen. Sein Fehler, den er selbstkritisch eingestand, ermöglichte das vorentscheidende Tor zur 3:1-Führung der DEG. Friesen, sicher einer der besten Torhüter auf der Linie, zeigte, warum er sich in Nordamerika nicht durchsetzen konnte. Dort verlangen sie einen „mitspielenden“ Torwart, der auch mal seinen Kasten verläßt. „Der Karl“, wie ihn liebevoll die oberbayrischen Zuschauer nennen steht aber fast immer wie angenagelt auf der Linie. In der 44. Minute aber wollte er den Puck plötzlich weit vor seinem Tor abfangen. Leider war der Düsseldorfer Truntschka schneller, und Didi Hegen verwandelte ins leere Tor.

Damit war die Spannung aus dem Spiel und der Rest, die Tore von Valentine (53.) für die DEG und von Hilger (58.) für den SB, blieben reine Ergebniskosmetik. Während die mitgereiste Düsseldorfer Schickeria ankündigte, dem Trainer der DEG und ehemaligen Nationalspieler Peter Hejma aus Prag bei Titelgewinn ein Denkmal errichten zu wollen, wies der das vorzeitige Lob zurück. Unter dem wohlwollenden Schulterklopfen seines Landsmannes Starsi meinte er: „Der Kampf geht weiter.“

Spiel um den dritten Platz: Kölner EC - Schwenninger ERC 10:2 (1. Spiel: 1:7)

Aufstiegsrunde zur 1. Bundesliga: EV Landshut - SV Bayreuth 3:0, ESC Wolfsburg - ECD Sauerland 2:8, EHC 80 Nürnberg EHC Freiburg 3:5, Duisburger SV - EV Landsberg 11:2, ESV Kaufbeuren - EHC Essen-West 7:2

1. Kaufbeuren 18:4 Punkte, 2. Landshut 16:6, 3. Bayreuth 16:6, 4. Freiburg 15:7, 5. Sauerland 14:8, 6. Nürnberg 10:12, 7. Essen-West 8:14, 8. Duisburg 7:15, 9. Landsberg 6:16, 10. Wolfsburg 0:22.