Rep-Höhenflug abgebremst

■ „Republikaner“ in fast allen Kommunalparlamenten vertreten / Ergebnis der Europawahl nicht erreicht / Verluste halfen der SPD / Reps sprechen von „grandiosem Erfolg“

Nürnberg (taz) - Ein „Erdrutsch“ für die „Republikaner“, kommentierte Heinz Burghardt, Politikchef des Bayerischen Rundfunks, die Kommunalwahlen am Sonntag. Doch der Wunsch war offenbar Vater seines Gedankens. Denn die Reps haben zwar ihr Europawahlergebnis von 14,6 Prozent im Freistaat Bayern bei weitem nicht erreicht, doch sie haben sich vielerorts als dritte Kraft hinter CSU und SPD etabliert. Sie werden in fast allen bayerischen Stadt- und Gemeinderäten vertreten sein. Genaue Ergebnisse werden wegen des komplizierten Wahlmodus erst am Mittwoch erwartet.

In den bayerischen Großstädten haben die Reps nach Auszählung der Stimmzettel, bei denen lediglich eine Liste anzukreuzen war, gute Ergebnisse erzielt: München 7,8, Nürnberg 8,1, Fürth 11,1, Augsburg 10,6 Prozent. Diese Zahlen werden sich jedoch noch ändern, da im bayerischen Kommunalwahlrecht Listen verändert und Kandidaten unterschiedlicher Listen gewählt werden können. Demnach rangieren die Reps in Nürnberg nurmehr bei 6,8 Prozent, in Ingolstadt und Landshut bei 9. Dort verlor auch gleichzeitig die CSU ihre absolute Mehrheit. In ihrer Hochburg Rosenheim kamen die Reps auf 11,75 Prozent, bei den Europawahlen waren es noch 22,1 gewesen. Absehbar an den bisher vorliegenden Ergebnissen ist aber auch, daß die Stimmverluste der Reps gegenüber der Europawahl nicht bei der CSU zu Buche geschlagen sind. In den Großstädten wie München oder Nürnberg entsprechen die Stimmverluste der Reps eher den Zugewinnen der SPD.

CSU und SPD sind sich in der Bewertung des Abschneidens der Reps einig. Gerold Tandler, stellvertretender CSU -Vorsitzender, kommentierte, daß die Reps damit auf ein „Maß der Normalität zurückgefallen“ seien und bei den Landtagswahlen und den darauffolgenden Bundestagswahlen „noch normaler werden“. Für Hans-Günter Naumann, Vorsitzender der Münchener SPD, ist der „Höhenflug der Reps am Ende“.

Vergleiche mit den Europawahlen hält der bayerische Rep -Vorsitzende Harald Neubauer für unzulässig. Man dürfe Kommunalwahlen nur mit Kommunalwahlen messen, und da hätten die Reps jetzt „aus dem Stand heraus einen grandiosen Erfolg“ erzielt. Er sieht in dem Ergebnis eine „hervorragende Ausgangsposition“ für den Einzug der Reps in den Land- und Bundestag. Neubauer kündigte an, die Reps wollten „keine billigen Mehrheitsbeschaffer“ sein und der CSU nicht „hinterherlaufen“. Den einzigen Bürgermeister, den die Reps in ihrer bisherigen Geschichte stellen, haben sie schon wieder verloren. Oberst a.D. Gerd Ernst, der in der Gemeinde Halfing im Landkreis Rosenheim die Wahl mit 51,4 Prozent für sich entschieden hat, hat bereits angekündigt, er werde im Verlauf der nächsten Woche die Partei verlassen

-mit welchem Ziel, ist noch nicht bekannt.

Bernd Siegler