CDU glaubt Kirchner - noch

■ SPD: Ost-CDU-Generalsekretär war Stasi-Mitarbeiter mit Dienstgrad / CDU verlangt Beweise

Wiesbaden (dpa/ap) - Der Generalsekretär der DDR-CDU, Martin Kirchner, war nach Informationen des hessischen SPD -Landtagsabgeordneten Karl Starzacher bis Anfang dieses Jahres Mitarbeiter des Staatssicherheitsdienstes der DDR (Stasi) mit Dienstgrad. Auch die hessische Landesregierung sei darüber informiert gewesen. Starzacher sagte am Montag in Wiesbaden, er habe für diese Behauptung einen Informanten, den er „für seriös halte“. Auch die taz hatte bereits berichtet, daß Kirchner die Staatsicherheit wohl nicht nur gelegentlich informierte, sondern offenbar hauptamtlicher Mitarbeiter war. Ein Überläufer, der bis heute in der „Obhut“ bundesdeutscher Geheimdienste sei, habe ausgesagt, Kirchner habe auf der Gehaltsliste des Staatssicherheitsdienstes gestanden. Der Generalsekretär selbst hatte am Freitag im Ersten Deutschen Fernsehen „Kontaktgespräche“ mit der Stasi eingeräumt. Er habe ihr aber keine Informationen geliefert.

Der Generalsekretär der hessischen CDU, Franz-Josef Jung, forderte Starzacher auf, „Roß und Reiter“ für seine Informationen zu nennen. Er sei „nicht bereit, Stasi-Leuten mehr zu glauben als Kirchner“. Jung, der noch vor rund einer Woche eine Ehrenerklärung für Kirchner abgegeben hatte, sagte zu Starzachers Angaben, er sei „verwundert, in welcher Art und Weise hier öffentlich Anklage erhoben“ werde.

Vor dem Hauptausschuß des hessischen Landtags hatte Innenminister Gottfried Milde (CDU) am Freitag eingeräumt, daß ein vom hessischen Verfassungsschutz nicht überprüfter Informant sowohl Kirchner als auch dem zurückgetrenen Vorsitzenden des Demokratischen Aufbruchs (DA), Wolfgang Schnur, Verbindungen zum Stasi nachgesagt habe. Starzacher sagte, er habe über die Auskunft Mildes hinaus am Sonntag noch einen „seriösen“ Hinweis erhalten.