Von „Deutsch Südwest“ zum unabhängigen Namibia

Der heutige 21. März markiert für die ehemalige deutsche Kolonie und das spätere südafrikanische Mandatsgebiet das Ende von über einem Jahrhundert Fremdherrschaft  ■ C H R O N I K

1884: Die Berliner Konferenz, die über die koloniale Aufteilung Afrikas entscheidet, erklärt „Südwest-Afrika“ zum deutschen Territorium; in ihren 30 Jahren Besatzungszeit bringen die Deutschen fast das gesamte Volk der Herero um, als diese sich, wie auch die Nama, gegen die Fremdbestimmung wehren.

1915: Der Erste Weltkrieg macht der deutschen Besetzung ein Ende; Südafrika (damals Südafrikanische Union) übernimmt die Macht.

1920: Der Völkerbund erteilt Südafrika ein Mandat über Südwest-Afrika; fortgesetzt werden der von den Deutschen begonnene Landraub und Rassentrennung: das namibische Volk wird zu „boys“ und „girls“ oder schlicht „Kaffern“.

1946: Der Konflikt mit der UNO beginnt, da Südafrika sich weigert, das Gebiet unter internationale Aufsicht zu stellen; erst in den 60ern beginnt Südafrika mit seiner gezielten Aufspaltung der Bevölkerung in ethnische Gruppen, um den beginnenden Nationalismus zu schwächen.

1966 - 26. August: Die Südwest-Afrikanische Volksorganisation (Swapo) nimmt den bewaffneten Kampf gegen die südafrikanische Besatzung auf;

-27. Oktober: Die UNO beendet offiziell Südafrikas Mandat und stellt das Gebiet unter ihre eigene Verantwortung. Pretoria erkennt dies nicht an.

1968: Für die Vereinten Nationen heißt das Gebiet von nun an Namibia.

1969: Der Sicherheitsrat der UNO erkennt die Rechtmäßigkeit des Kampfes des Volkes von Namibia gegen die illegale Okkupation durch Südafrika an.

1971: Der Internationale Gerichtshof in Den Haag erklärt Südafrikas Präsenz in Namibia für illegal.

1978 - 29. September: Die UNO verabschiedet die Resolution Nummer 435, in der die einzelnen Schritte des Unabhängigkeitsprozesses festgelegt werden. Sie beinhalten eine Waffenruhe und unabhängige Wahlen unter UN-Kontrolle; Südafrika gelingt es, die Implementierung zehn Jahre lang zu verhindern. Von 1978 an startet Pretoria großangelegte Überfälle auf den Süden Angolas, angeblich um Swapo -Stützpunkte auszuheben.

1982: Pretoria macht die Umsetzung des UNO-Plans zur Unabhängigkeit Namibias vom Rückzug kubanischer Truppen aus Angola abhängig.

1985: Pretoria setzt eine Nationalversammlung und eine gemischt-rassische Regierung in Namibia ein

1988 - 8. August: Eine Vereinbarung zwischen Pretoria, Luanda und Havanna unter dem Schutz der UNO sieht insbesondere eine sofortige Waffenruhe in Angola und Namibia vor. Ebenso die Erarbeitung einer angolanisch-kubanischen Vereinbarung über den Rückzug kubanischer Truppen aus Angola;

-22. Dezember: In New York wird von den USA, UdSSR, Kuba und Südafrika ein Vertrag unterzeichnet, der sich auf die afrikanischen Länder südlich des Äquators bezieht. Er ebnet einerseits Namibia den Weg zur Unabhängigkeit, andererseits legt er den Abzug von 50.000 kubanischen Soldaten aus Angola bis Juli 1991 fest.

1989 - 1. März: Auflösung der Regierung und der Nationalversammlung; Übergabe der Macht an einen Vertreter Südafrikas, Generaladministrator Louis Pienaar;

-10. März: Die ersten „Blauhelme“, Mitglieder der Friedenstruppe der Vereinten Nationen, treffen in Namibia ein. Sie sollen den Unabhängigkeitsprozeß überwachen, der offiziell am 1. April beginnt;

-1. April: Bewaffnete Auseinandersetzung zwischen Militär und etwa 1.600 Swapo-Kämpfern, die aus Angola kamen; die Swapo hat einen Verlust von mehr als 300 Menschenleben zu verzeichnen;

-14. September: Swapo-Chef Sam Nujoma kehrt nach 29 Jahren Exil nach Namibia zurück. Einen Tag vorher kommt das erste weiße Swapo-Mitglied Anton Lubowski bei einem Attentat ums Leben.

-7. bis 11. November: Wahl einer Verfassunggebenden Versammlung mit 72 Sitzen, die eine Verfassung ausarbeiten und verabschieden soll. Die Swapo erlangt mit 57,33 Prozent der Stimmen aber nur 41 Sitze und damit nicht die erforderliche Zweidrittelmehrheit, um die Verfassung allein beschließen zu können. Zweitstärkste Kraft wird die Turnhallen-Allianz mit 28,55 Prozent und 21 Sitzen.

-23. November: Der Rückzug der südafrikanischen Truppen aus Südafrika ist abgeschlossen. Sie ziehen sich in die südafrikanische Enklave Walvis Bay (Walfisch-Bucht) an der Atlantikküste Namibias zurück. Die Zukunft der berüchtigten Killer, der „Koevoet„-Einheiten, ist nach ihrer Auflösung ungewiß.

1990 - 9. Februar: Verabschiedung einer Verfassung;

-16. Februar: Sam Nujoma, Wahlgewinner vom November, wird zum Präsidenten eines zukünftigen unabhängigen Namibias gewählt.