Satelliten-Sterben geht weiter

■ US-Spionagesatellit im Wert von einer Milliarde Dollar verglüht / Pentagon muß sich korrigieren

Moskau (afp/taz) - Das US-Verteidigungsministerium hat den Verlust eines Spionagesatelliten eingeräumt, der am 28.Februar dieses Jahres von der Raumfähre „Atlantis“ ausgesetzt worden war. Der Wert des 16 Tonnen schweren Geräts und seiner Superkamera, die noch Einzelheiten auf der Erde wahrnehmen kann, wird auf rund eine Milliarde Dollar geschätzt. Die Sowjetunion hatte bereits vergangene Woche die frohe Botschaft verkündet, daß der über ihrem Territorium ausgesetzte Satellit in vier große Teile zerbrochen ist. Dazu hatte das US-Verteidigungsministerium zunächst jede Stellungnahme verweigert. Der Sprecher des Pentagon, Pete Williams, mußte am Dienstag aber zugeben, daß die Mitteilung über die angeblich erfolgreiche Mission von Atlantis eine „Ente“ war. Williams mit gekonnter Windung: Diese Aussage habe sich auf die Raumfähre selbst und nicht auf den Satelliten bezogen.

Die sowjetische Nachrichtenagentur 'Tass‘ hatte zuvor berichtet, ein Teil des explodierten Spionagesatelliten sei am Montag in die Erdatmosphäre eingetreten und verglüht. Unter Berufung auf das sowjetische Verteidigungsministerium hieß es, das Satellitenteil sei 1.500 Kilometer nördlich der Midway Inseln in die Atmosphäre eingetreten. Drei weitere Fragmente würden ständig beobachtet. Sie stellten aber keine Gefahr dar, da sie ebenfalls verglühen werden.

US-Raketenhersteller „Marietta“ hat einen „technischen Irrtum“ als Grund für die Panne beim Aussetzen des Kommunikationssatelliten „Intelsat“ verantwortlich gemacht. Der 150 Millionen Dollar teure Satellit hatte sich vergangene Woche nicht von der Rakete gelöst und kreist seitdem auf falscher Umlaufbahn sinnlos um die Erde. Der Grund der Panne ist banal. Aufgrund einer falschen Schaltung ging das Trennkommando beim Aussetzen auf eine Traglast -Position der Rakete, die gar nicht besetzt war.

Gemeinsam mit der explodierten „Ariane„-Rakete, bei der vor drei Wochen ebenfalls zwei Kommunikationssatelliten ins Meer stürzten, haben innerhalb eines Monats gleich vier Satelliten ihr teures Leben ausgehaucht. Der materielle Verlust dürfte inklusive Rakete und Beförderung bei rund drei Milliarden Dollar liegen. Zum Vergleich: Der Gesamthaushalt des bundesdeutschen Umweltministers schließt mit 967,3 Millionen Mark ab.

-man