Die Ozonkiller treiben es im Ausland weiter

■ Hersteller, deren Sprays FCKW-frei im Regal stehen, verkaufen die Problemware im Ausland / 'Öko-Test‘ untersuchte 277 Sprays

Berlin (taz) - Mit Glanz hätten sie vor Jahrzehnten eine Umweltverträglichkeitsprüfung bestanden. Sie brennen nicht, sie explodieren nicht und sie sind meist nicht giftig. Erst in der Stratosphäre, wohin sie dank ihrer Stabilität gelangen, schlagen sie zerstörerisch zu. Aber wer denkt schon an die Stratosphäre? Ganz bestimmt nicht die Chemiekonzerne, die den Stoff mit Vorliebe in ihren Produkten einsetzen. Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) eroberten die Spraydosen in Windeseile. Ihre Gefahren kennt heute jedes Schulkind. Jetzt untersuchte das Frankfurter 'Ökotest'-Magazin in seiner Aprilausgabe europaweit Haarsprays auf ihren FCKW-Gehalt. „Und siehe da: Von denselben Firmen, die sich hierzulande ihrer weißen Weste rühmen, sind im Ausland noch jede Menge Sprays mit genau den Stoffen im Handel, auf die die Hersteller im Inland lauthals verzichtet haben“, stellt das Verbrauchermagazin beweiskräftig fest.

In Belgien haben die Tester ein Spray der deutschen Firma „Schwarzkopf“ mit FCKW gekauft. Die österreichische Tochter bietet ein Modell mit dem krebsverdächtigen Dichlormethan und dem FCKW-Ableger F22 an. In Italien schwirrt FCKW -trächtiges „Wella„-Spray auf dem Markt. „Besonders gut sortiert in Umweltgiften aller Art“, so das Magazin, „zeigte sich der Kosmetik-Gigant 'L'Oreal‘: F22 in der Bundesrepublik, FCKW in Belgien, Österreich, Frankreich, Spanien und Italien.“

Trotz dieser haarsträubenden Bilanz pochen sämtliche Firmen auf ihr Umweltbewußtsein. Ihre Entschuldigung: Bei den Stichproben müsse es sich um alte Waren handeln. Dazu die Ökotester: „Die üblen Sprays finden sich immer wieder in denselben Ländern, was mit der Ladenhüter-Theorie nicht zu erklären ist.“ In der Schweiz, der DDR und England traut sich keiner mehr mit FCKW in die Läden. Belgien, Frankreich, Spanien und Italien gelten nach wie vor als FCKW-Sünder. Kurios geht es in Österreich zu. FCKW ist zwar verboten, aber die FCKW-Variante F22 ist erlaubt. Angeblich liegt die die Ozonschicht zerstörende Wirkung von F22 im Vergleich zu FCKW bei einem Zwanzigstel. Die USA haben bereits 1978 FCKW in Spraydosen verboten. In der Bundesrepublik wurde lange munter weitergesprayt. Die Politiker in der Bundesrepublik hatten es mit dem Ausstieg nicht so eilig. Das neueste ist ein Stufenplan. Darin dürfen bis 1992 noch FCKW-haltige Reinigungsmittel produziert werden, Kühlschränke mit FCKW noch bis 1998. Die Herstellung des Ozonkillers FCKW soll überhaupt nicht verboten werden.

Bärbel Petersen