„Jede Frau sollte sich selbst zu helfen wissen“

■ Ausstellung des „Bundesverbandes für Selbstschutz“ im Rathaus

Im Verteidigungsfalle... wäre wohl alles geregelt. Aber der fällt ja nun flach. Im Falle eines Falles aber, wenns brennt, kracht oder blutet, dann werden falsche Notrufnummern angewählt, Feuerwehrleute ratlos in der Telefonzentrale zurückgelassen, Bewußtlose nicht in die stabile Rückenlage, sondern durch un„sach„gemäße Behandlung in zusätzliche Gefahr gebracht - wenn überhaupt jemand zur Selbsthilfe greift. An rascher und wirkungsvoller Eigenhilfe in den oft entscheidenden ersten Minuten bis zum Eintreffen fremder Hilfe fehlt es oft bei den über 5 Millionen jährlichen Unfällen mit Verletzungsfolgen.

Angesichts dieser Dauerkatastrophe sinnt der Bundesverband für Selbstschutz (BVS) auf Abhilfe und betreibt seit 1968 mit bundesweit 4500 haupt-und ehrenamtlichen Mitarbeitern in 81 Geschäftsstellen Kooperation, Lehrgänge und Öffentlichkeitsarbeit in Sachen Vorsorge und Eigenhilfe. Eine Großübung in Publicity ist die derzeitige Ausstellung im Rathaus, in der noch bis Samstag Wandtafeln, Broschü

ren, technisches Gerät und Uniformen zu bewundern sind präsentiert von Arbeiter-Samariterbund über Technisches Hilfswerk bis zum Bundesgrenzschutz.

Aufhänger der Messe ist ein Sicherheitswettbewerb zum Thema „richtig handeln will gelernt sein“, schwarze Feuerwehr-, grüne Polizei-und graue Hilfswerkmänner stellen an sieben Stationen die lebenswichtigen Fragen. „Wie melde ich den Notfall richtig?“ Andere Aufgaben legen dann allerdings ihren Finger unerbittlich auf die Wunde meines lückenhaften Zivilschutzverständnisses: die gesetzliche Grundlage des THW raten oder gar eine Bundesgrenzschutz-Mütze von einer Russenkappe(?) unterscheiden zu können, das erinnert doch eher an die Staatsbürgerkunde der Bundeswehr.

Doch die militärstrategischen Wurzeln der Gründung des BVS zeigen sich nicht nur in diesen Randerscheinungen. Zwar ist das Konzept des erweiterten Katastrophenschutzes von 1968 aus dem Verteidigungsfall für die Katastrophe lernen - seit Februar diesen Jahres auch im Gesetz

estext umgekehrt worden. Doch die rechtliche Koppelung von natürlichem und militärischem Not-Fall bleibt trotz aller Ost-West-Entspannung das A und O der Finanzierung von Rettungshubschrauber bis Blechschere.

Gleichzeitig seien mit dem Ende der Nachfrage nach Bunkerberatung bei den Selbstschützern gerade die tragenden ehrenamtlichen Stützen von Technischem Hilfswerk, Rotem Kreuz und Freiwilliger Feuerwehr gefährdet. Wenn der Wehrdienst verkürzt würde, wäre auch der bislang zehnjährige „Ersatz„-Dienst im Katastrophenschutz so nicht zu halten und damit auch die Personalplanung nicht. Bleiben also die Planstellen wieder einmal den Helfern mit den grünen Uniformen.

Jörg Mayer

Ausstellung bis Samstag, 10-18 Uhr.