„Zeitpunkte“ bleiben, aber Wellen-Wechsel

■ Im Konflikt um SFB-Frauensendung akzeptieren die Redakteurinnen einen Kompromiß des Hörfunkdirektors / Verlegung von SFB 1 auf SFB 3

Nach wochenlangem Druck bleiben die Reform-Händchen vorerst weg vom Frauen-Hörfunkmagazin „Zeitpunkte“. Nach Protesten der Redakteurinnen, ihrer HörerInnen und der massiven Fürsprache von Prominenten, Parteien und Verbänden legte Hörfunkdirektor Seifert gestern einen Kompromiß vor, den die „Zeitpunkte„-Redaktion akzeptierte: ihr Magazin bleibt danach als eigenständige Sendung erhalten.

Die ursprünglichen Planungen der Hörfunkreform, die dem SFB wieder mehr Hörergunst und damit mehr Werbegelder einbringen soll, sahen vor, daß die „Zeitpunkte“ zum 1.Mai völlig abgeschafft werden sollten. Die Redakteurinnen sollten nur noch für den geplanten Informationskanal SFB 2 „zuliefern“ und Moderation und redaktionelle Verantwortung verlieren. Der gestern ausgehandelte Kompromiß sieht nun vor, daß die „Zeitpunkte“ auf dem jetzigen und künftigen Kulturkanal SFB 3 senden, und zwar täglich von 12.05 bis 12.55 Uhr statt bisher von 10 bis 11 Uhr vormittags auf SFB 1. Dies ist bereits der zweite Wellenwechsel der Frauensendung, die vor 10 Jahren auf SFB 2 angesiedelt war. Wie weiter bekannt wurde, soll die „Zeitpunkte„-Redaktion auch weiter für das SFB-1-Magazin „Wendepunkt“ für die ältere Generation sorgen, auch das Frauen-Feature „Dominanzen“ wird bleiben. Zusätzlich sollen die Frauen einmal im Monat die Wortsendung „Montag-Forum“ auf SFB 2 produzieren. Außerdem soll die „Zeitpunkte„-Redaktion den geplanten Info-Kanal SFB 2 mit Beiträgen beliefern.

In einer ersten Reaktion bewertete die „Zeitpunkte„ -Redakteurin Magdalena Kemper den Kompromiß „als nicht gerade berauschend“. Kein Wunder, hatten die Frauen doch, wennschon - dennschon, einen Platz im Vormittagsmagazin auf SFB 2 mit einer reinen Frauenmoderation gefordert. Sie kritisierte auch den erneuten Wellenwechsel. Zur Belieferung von SFB 2 sagte Kemper, daß diese dann „auch von SFB 2 bezahlt werden müsse“, zumal ein großer Teil des „Zeitpunkte„-Etats in die Finanzierung von SFB 2 geflossen sei.

Hörfunk-Direktor Seifert äußerte sich auf taz-Anfrage ganz anders. Seiner Meinung nach werden „Beiträge in der Regel von der zuliefernden Redaktion bezahlt“. Zum Druck der Öffentlichkeit und seiner Berechtigung sagte der Hörfunkchef: „Natürlich hat mich die Reaktion der Öffentlichkeit beeindruckt, sie hat mich aber nicht beeinflußt, etwas zu tun, das ich nicht verantworten kann.“ Es sei „nie um die Abschaffung“ der Frauensendung und um reine „Zulieferung“ gegangen, sondern um „Kooperation“ und die „Integration“ in das Magazin-Programm auf SFB 2. Eine recht einsame Meinung.

kotte