20.000 Dollar pro Kopf

■ Puyallup-Stamm verkauft Teile seines Landes im US-Bundesstaat Washington / 162 Millionen Dollar für eine „friedlichere Zukunft“ mit Weißen / Indianer-Konferenz am Wochenende skeptisch

Tacoma/Washington (ap/taz) - In der Hoffnung auf ein zukünftiges friedliches Zusammenleben mit ihren weißen Nachbarn haben die Indianer des nordwestamerikanischen Puyallup-Stammes am Samstag einen Vertrag unterzeichnet, der rund 8.000 Hektar ihres angestammten Reservats für Bargeld, Arbeitsplätze und Bildungseinrichtungen im Gegenwert von rund 162 Millionen Dollar der Regierung übereignet. Auf dem strittigen Land befindet sich ein Industrievorort der Hafenstadt Tacoma im US-Staat Washington. Laut 'ap‘ ist dies der im Umfang zweitgrößte Vertrag dieser Art in der Geschichte der USA. Nur das Abkommen von Alaska hatte einen größeren Umfang. Die rund 1.500 überlebenden Puyallup erhalten jeder 20.000 Dollar (rund 34.000 DM) in bar. Dazu werden Stiftungen eingerichtet, mit deren Hilfe Arbeitsplätze geschaffen und die Bildung der Indiander verbessert werden sollen. Henry John, der Vorsitzendes des Stammesrats der Puyallup, sieht die Vorteile des Vertrages aber vor allem in einer langfristigen Regelung von Streitigkeiten zwischen seinen Stammesmitgliedern und der weißen Nachbarschaft. Diese hatte sich das den Indianern im letzten Jahrhundert zugewiesene Land an der Mündung des Puyallups in den Pazifik Schritt für Schritt angeeignet. Der Widerstand der Ureinwohner gegen die Landnahme führte immer wieder zu Auseinandersetzungen und Zusammenstößen.

Auf die anhaltenden Auseinandersetzungen zwischen Weißen und Indianervölkern verwies am Wochenende eine Konferenz von 28 Völkern aus den USA und Kanada in Salt Lake City. Auf der Konferenz wurde ein Vertrag unterzeichnet, der „unsere Souveränität und unsere Art zu leben“ sichern soll. Der Vertrag ist vergleichbar mit historischen innerindianischen Bündnissen, die Häuptlinge wie Crazy Horse, Pontiac, Tecumseh und Black Hawk wollten, aber nie ganz erreichten. Die Teilnehmer der Konferenz in den schneebedeckten Wasatch -Bergen nahe Salt Lake City kritisieren, daß Bundesstaaten und regionale Regierungen versuchten, die alten Reservatsverträge zu sabotieren. Als eklatantestes Beispiel wurden Auseinandersetzungen im Staat Wisconsin genannt, wo immer mehr Weiße in Fischgründen der Chippewa wilderten. Der Vertrag der Puyallup wurde als „Ausverkauf“ kritisiert.

AS