„Nur schlappe 6,6 Prozent“

■ Leitende Positionen in den Funkhäusern fast ausschließlich mit Männern besetzt

Eine jüngste Umfrage der Deutschen Presse Agentur bestätigte nochmal längst Bekanntes: In allen Funkhäusern der Republik

-ob öffentlich-rechtlich oder privat - sind und werden die leitenden Positionen mit überwältigender Mehrheit mit Männern besetzt. Frauen werden um so rarer, je weiter es in den Gehaltsklassen nach oben geht.

Geschäftsführerposten - die entscheidende Führungsposition

-bei den Privatsendern sind fast ausschließlich mit Männern besetzt. In den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten gibt es bis jetzt keine einzige Intendantin, und auch auf der jounalistischen Führungsebene sind Frauen mehr als selten. Ulrike Wolf als Hauptabteilungsleiterin beim NDR -Fernsehen ist ebenso eine Rarität wie die stellvertretende Chefredakteurin beim Privatsender RTL plus, Margret Deckenbrock. Im Zweiten Deutsche Fernsehen (ZDF) sind von den insgesamt 225 leitenden Positionen in allen Ressorts der Fernsehanstalt 15 Stellen mit Frauen besetzt. Das sind schlappe 6,6 Prozent. Im Sender Freies Berlin liegt der Frauenanteil in den oberen Etagen unter der Fünf-Prozent -Marke. „Die höchste Vergütungsstufe A mit einer Frau unter 36 Männern ist eine Männerdomäne par excellence“, kritisierte die Personalratsvorsitzende des SFB, Hanne Daum. „Auch die Kollegen der Gehaltsklasse B sind mit fünf Frauen und 107 Männern fast noch unter sich. Erst in der Gehaltsklasse C wird der Anteil von Frauen mit 53 zu 163 zweistellig.“

In den typischen „Frauenressorts“ Kultur und Bildung sind Redakteurinnen zwar stark vertreten, auch scheinen die Frauen jetzt in die bisher uneingenommene Männerburg Politik einzubrechen, doch an der Spitze der Hierarchie ändert sich nichts, monieren die Gewerkschaftsfrauen. Außerdem fehle es an ansprechenden Qualifizierungs- und Fortbildungsangeboten für Frauen. Die Zauberformel, die dies alles ändern soll, heißt „Frauenförderplan“. Noch gibt es längst nicht in allen öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten solche Gleichstellungsrichtlinien. In einigen Sendeanstalten liegen sie auf dem Tisch des Intendanten, und in manchen Anstalten wird noch an den Plänen gebastelt. Im SFB gibt es seit einem halben Jahr eine „Dienstvereinbarung zur Förderung der beruflichen Chancen für Frauen im SFB“, in der es heißt: daß Frauen in gleicher Eignung und Leistung solange bevorzugt werden, bis „die unterschiedlichen Anteile von Frauen und Männern in den einzelnen tariflichen Vergütungsgruppen... nicht mehr auf geschlechtsspezifischer Benachteiligung beruhen“.

Bis jetzt hat sich nichts geändert. Eine ausgeschriebene B -Stelle, für die eine qualifizierte Frau zur Debatte steht, ist noch nicht besetzt, die Vorentscheidungen laufen noch. „Falls hier eine Entscheidung zugunsten eines Mannes gefällt wird, wird dies ein Präzedenzfall werden“, sagte Ann Schäfer vom SFB. Ob die Gleichstellungsrichtlinien nicht doch nur Makulatur sind, wird sich zeigen.

meck