: Preis-Sturz bei der Altstoff-Annahme
SERO bis 1.4. wegen Inventur geschlossen / Nur Papierpreis bleibt erhalten ■ Aus Berlin Dirk Asendorpf
Wer in dieser Woche sein Altpapier, Altglas oder andere Altstoffe zur SERO-Annahmestelle bringen will, steht vor verschlossenen Türen. Der Grund: Zum ersten Mal führt die Sekunderrohstofferfassung eine republikweite Inventur durch. Ab kommendem Montag sollen die Annahmestellen wieder öffnen, allerdings mit neuen, zum Teil stark gesenkten Preisen.
So wird dann in Berlin statt 50 Pfennig nur noch 20 Pfennig für das Kilo Alttextilien, eine Mark statt 5,50 Mark für Altfedern und einheitlich nur noch 10 Pfennig für Altglas gezahlt. Behälter aus dem „Kindernahrungssortiment“ können dann zwar noch abgegeben werden, bezahlt wird für die Kleingefäße jedoch nichts mehr.
„Wir wollen Ordnung in den ganzen Laden bringen“, begründete gestern der Betriebsdirektor Erfassung bei der SERO Berlin, Kühne, die Inventur. Alle Annahmestellen werden leergeräumt, das Geld wird gezählt und ein Schlußstrich unter die Betriebsbilanz gezogen.
„Der Annahmepreis für Altglas war in der Vergangenheit zum Beispiel hochsubventioniert“, erklärt Kühne die Preissenkungen. Rein marktwirtschaftlich sieht er für die SERO jedoch trotz niedrigerer Ankaufpreise keine Zukunft. „Unser Netz wäre nicht zu halten“, weiß er und fordert deshalb eine schnelle Regierungsentscheidung. Schließlich sei die SERO ein wichtiger Beitrag zur Ökologie. Je weniger Altstoffe in den Kreislauf der Wiederverwendung gerieten, desto schneller wüchsen die Mülldeponien - mit langfristig sehr teuren Folgen für den Staat.
Doch solange keine neuen Subventionszusagen vorliegen, fürchten viele der 1.100 Beschäftigten der Berliner SERO um ihre Weiterbeschäftigung. Denn das Netz mit allein 156 festen und 30 mobilen Annahmestellen in Berlin könnte stark schrumpfen.
Hochbetrieb gibt es bei der SERO zur Zeit nur im Bereich des Altpapiers. „Durch die gesamte neue Presse stehen die Aussichten sehr gut“, sagt Betriebsdirektor Kühne. Auch mit einem starken Zuwachs an Wellpappe wird gerechnet, wenn die doppelt und dreifach verpackten Westwaren erstmal die DDR überschwemmt haben. „Unsere beiden Papierpressen laufen erstmals im Drei-Schicht-Betrieb und schaffen trotzdem nicht den gesamten Papierberg“, freut sich Kühne.
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