Gauweiler soll die CSU in München retten

■ Nach dem Kommunalwahldesaster tritt Münchens CSU-Chef Kiesl zurück / CSU-Hardliner Gauweiler soll Nachfolger werden

München (taz) - Jetzt hat die Münchner CSU doch noch brav auf ihren Parteichef Theo Waigel gehört. Nach dem Desaster bei den bayerischen Kommunalwahlen am 18.März, bei denen die CSU im Münchner Rathaus zehn Sitze verlor und von 42,1 auf knappe 30 Prozent rutschte, hatte Waigel einen „personellen Neuanfang“ verordnet. Als erster nahm sich dies jetzt der angeschlagene Münchner Ex-OB und CSU-Boß Erich Kiesl zu Herzen. Der 60jährige Landtagsabgeordnete gab sein Amt als Münchner CSU-Chef ab. Als Nachfolger zauberte er die vermeintliche CSU-Wunderwaffe, Innenstaatssekretär Peter Gauweiler, aus dem Hut.

Der abgehalfterte CSU-Hardliner - er wurde nach dem Tod seines politischen Ziehvaters Strauß vom neuen Ministerpräsidenten Streibl zunächst entmachtet - soll die desolate Münchner CSU wieder auf strammen Rechtskurs bringen. Dadurch soll der „Saubermann“, der einst den rigiden bayerischen Aids-Maßnahmenkatalog durchsetzte, die Christsozialen vor weiteren Wählerverlusten an die Reps schützen. Momentan ist der Liebhaber von Maßanzügen im bayerischen Innenministerium für Straßenbau und Wasser zuständig und denunziert dabei kräftig Autobahngegner, die sich seiner Betonorgie widersetzen.

CSU-Hoffnungsträger Gauweiler wurde schon seit längerem als die neue Nummer eins gehandelt. Seine Parteispezln wollten ihn noch kurz vor den Kommunalwahlen gegen ihren schlappen OB-Herausforderer Jonny Klein austauschen und ins Münchner Bürgermeisterrennen schicken. Gauweiler selbst hat bereits erklärt, daß er für eine Kandidatur zur Verfügung steht. Die Wahl Gauweilers könnte auch innerhalb der bisher noch ungeklärten Koalitionen im Münchner Rathaus Zeichen setzen. Bereits einmal arbeitete der CSU-Aufsteiger als schwarzer Kreisverwaltungsreferent unter einem SPD-Oberbürgermeister Kronawitter. Der jetzt mit überragendem Erfolg wiedergewählte rechtssozialdemokratische OB Georg Kronawitter hatte mit ihm kaum Probleme. So gilt es als offenes Geheimnis, daß die neue personelle Weichenstellung der CSU einer rot-schwarzen Koalition in München den Weg ebnen könnte. Einziges Hindernis: der bisherige CSU -Fraktionsvorsitzende Zöller, der bisher immer strikt gegen Kronawitter stimmte.

lui