: Ich kann bleiben wie ich bin ...
■ Du darfst! Dick sein! Frank Döring entwarf und nähte für übergewichtige Mädchen / Und choreografierte die Show „FDH - Franks dicke Hopser“ / Unkonventionell, attraktiv, charmant / Mode, die allbekannte Minderwertigkeitskomplexe vertreibt
Wer von Schönem hingerissen ist, übersieht Schwächen und verzeiht alles. So etwa die Quintessenz nach 40 bis 60 Minuten Show. Mädchen zwischen 18 und 33, die gängigem Schönheitsmaß gemäß viel zuviel auf die Waage bringen, geben sich ungezwungen, vital. Das sind Bilder, da kann man die eckigen Bewegungen mancher Dünnen vergessen. Franks Models tanzen ihre Modenschau, drücken sich gestisch aus. Leuchtende Gesichter, viel Spaß.
Vor einem Jahr begann der junge Phantast zu entwerfen, zu nähen, zu organisieren, Models zu suchen, mit ihnen zu „trainieren“. Erst einmal mußten die Komplexe weg! Hinzu kam die Choreografie und ein Riesenwust an Organisationskram. Die Mädchen werden einbezogen, wo es geht. In den knapp bemessenen Pausen schrieb der vielseitig talentierte Frank noch Lyrik und Prosa. Dazu befragt, meint er, von einem (jetzt) 20jährigen werde die Umwelt einen selbstgemachten Mantel viel eher akzeptieren als einen literarischen Text. Und Poesie sei auch in der Mode. So entstand die Show. Und damit ist er wohl einer der wenigen Männer, bei dem dicke Mädchen sich nicht mit Abmagerungskuren quälen müssen. „Dicksein, na und“, sagt der dünne Frank mit umwerfendem Charme. Weltweit seien Menschen übergewichtig, Zivilisationsfolgen, die Menschheit habe keine Möglichkeit mehr, ihre Fettreserven abzubauen. Das habe doch aber nichts mit ungesunder Lebenseinstellung zu tun! Ungesund sei vielmehr die Intoleranz! Entwürdigend nennt Frank die Qualen von Abmagerungskuren und das Hineinpressen in Klischees, vermittelt von hochglanzpolierten Schönheitsdogmen ... Franks Botschaft ist viel freundlicher: „Der Mensch soll bleiben wie er ist, aber er soll seine Werte herausstellen können.“
Diese Lebenseinstellung tanzen seine Models in „seinen“ kreativen Kleidern,, wo nichts zwängt und preßt, wo Farben leuchten können und der Spaß in jedem Knopf, jeder Schleife sitzt. Da kann man doch nur noch mitleidig auf die Knäckebrotessenden Grazien in den Modegazetten schauen! Übermut bei einer Bonbonfete, Freches mit Plastehut und Motorradhelm. Auch Dicke passen ins Edelpunkkostüm und Hochzeitsminikleid. Zum Schluß der Show ein knallbuntes Frühstücksbild - Watteau wäre entzückt.
Noch viel mehr Auftritte wünschten sich Frank und seine Mädchen, um ihre „Botschaft“ zu überbringen. Da sie im Status von Amateuren stehen, ist das nicht leicht, auch decken die Einkünfte nicht die Ausgaben. „Aber“, so Frank zuversichtlich, „jetzt müssen wir erstmal durch. Die Sterne vom Himmel können wir uns später holen ...“
Ingeborg Ruthe
Karten für die Modenschau am 31. März, um 22.30 Uhr im Artur -Becker-Klub Hirschgarten sind noch vorhanden. (Ein köstliches Angebot für einen angebrochenen Sonnabendabend.)
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