Kurzwegmusik im Aprilapril

■ Improvisationen zum Ende der Fastenzeit

Gemessen an anderen Monaten hat es die Freundin improvisierter Musik im Täuschungsmonat April gar nicht mal so furchtbar schwer. Es ist nicht nötig, nach Bremer- oder Wilhelmshaven zu fahren, dorthin, wo wir die Provinz vermuten, fälschlich, weil dort wackere Schützerinnen des Geschmacks normalerweise für lebendiges Musikantenleben sorgen, daß wir aus dem Zuckerbäcker-Oberzentrum uns Monat für Monat nur die Finger lecken können. Oder die Augen zukleben, die Ohren verstopfen und die Nase halten. Im Monat April aber ist das alles gar nicht so.

Und wie das so sein soll, wenn es um eine lebendige Szene geht, das interessierte KonsumentInnnen-Ohr wird nicht nur auf spektakuläre neue Klänge aus fernen Ländern und Großstädten stoßen, sondern auf ein gesundes Gemisch aus einheimischen Nachweisen einer entwickelten Spielkultur und den genannten Spektakeln.

Doch zunächst müssen wir noch fahren. Nach Oldenburg, ins Alluvium, wo der amerikanische Kontrabassist David Friesen und der deutsche Virtuoso-Gitarrist Uwe Kropinsky am 2.April eine kleine Lektion in angewandter musikalischer Völkerverständigung geben werden.

Eine Woche später erfreuen wir uns an Klängen aus der Heimat. Das Klaus Möckelmann Quartett mit dem Saxofonisten Lutz Büchner (Sa., 7. April) und das Quartett des Bremer Kontrabassisten Günther Späth mit dem Posaunisten Ed Kröger am Klavier (So., 8. April), werden in der guten alten Feldstraßenkneipe Gerken hochentwickelten modernen Jazz der Mainstream-Spielart vorführen.

Eine Vorahnung des metropolitanen Hauchs, der dann in der nachösterlichen Woche mit aller Macht auf Bremen niederpusten wird, sorgt dann am Karfreitag, 13.4. in der Schauburg für die rechte kulturelle Fastenendspeise: in der Scumbox lesen zur Musikbegleitung von Caspar Brötzmanns Massaker die New Yorker Underground-Diva Lydia Lunch und Henry Rollins aus ihrem lyrischen Werk.

Das multinationale Trio von Georg Gräwe (p, BRD), Ernst Rejseger (Violoncello, NL) und Gerry Hemingway (dr, USA), beschließt den Ostermontag, 16.4., mit kammermusikalischen Experimenten auf dem schmalen Grat zwischen Improvisierter und Neuer Musik. (Bürgerhaus Weserterrassen)

Krönender Höhepunkt dieses Kastens sei die Festival-Tournee des New Yorker Clubs für aufgeweckte Musik überhaupt. Die Knitting Factory, kleiner, unprätentiöser Club an der East Houston Street, schlenkert auf ihrer Europa-Tournee auch durch Bremen und präsentiert sich durch eine illustre Auswahl von Musik-Gruppen aus der Schnittmenge von experimenteller und improvisierter Szene. (Schauburg, 18. u. 19. April)

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