Wedemeier gibt zu: Systemtechnik geplatzt

■ DASA lehnt weitere Verhandlungen mit Firmenkonsortium ab / Auch Wedemeier jetzt für Vulkan-Alleingang /

Aus der Bürgermeister-Traum: Klaus Wedmeiers Erfindung „Systemtechnik-Nord“ gibt es nicht mehr. Das Firmen -Konsortium unter Beteiligung des Bremer Vulkan und Führung von Krupp/Atlas Elektronik, das insgesamt 3.000 Rüstungs -Arbeitsplätzen - darunter 1.000 bei MBB Bremen - eine neue Konzernheimat bieten sollte, existiert seit gestern auch offiziell nicht mehr. Nachdem die beteiligten Firmen sich am letzten Wochende in Bremen lediglich zu einer Erneuerung ihres alten, bereits abgelehnten Angebots durchgerungen hatten, hat die Daimler-Benz-Holding „Deutsche Aerospace“ (DASA) am Mittwoch alle weiteren Verhandlungen mit dem Konsortium abgelehnt.

In einer kleinlauten Pressemitteilung räumte Wedemeier sein Scheitern gestern ein: „Die DASA hat mich darüber informiert, daß sie nicht beabsichtigt, erneut mit dem Konsortium zu verhandeln. Das vom Konsortium vorgelegte Angebot sei keine Basis für Gespräche.“ Hauptverantwortlich für das Debakel nach Auffassung der Bremer Senatskanzlei: Krupp-Atlas Elektronik, das den Preisvorstellungen der DASA keinen Milli

meter engegengekommen sei.

Nachdem Wedemeier gestern lange mit seinen Amtskollegen Albrecht und Engholm telefoniert hatte, fuhr er persönlich nach Hamburg, um auch Henning Voscherau über den den neuen Sachstand zu unterrichten. Der Ham

burger Bürgermeister hatte bereits letzte Woche öffentlich über das Ende der „Systemtechnik“ spekuliert, war von Wedemeier aber heftig dementiert worden.

Während Wedemeier und Voscherau in Hamburg diskutierten, tagte in Bremen der Aufsichtsrat

des Bremer Vulkan. Wichtigster Punkt der Tagesordnung: Übernahme der MBB-Marinetechnik. Vulkan-Vorstandschef Friedrich Hennemann schlug seinen Aufsichtsräten vor, ab sofort im Alleingang mit der DASA über die Übernahme der MBB -Marine

Technik zu verhandeln. Schon gestern hatte Hennemann die Lage der „Systemtechnik“ als „sehr schwierig“ bezeichnet. Bereits am Wochende hatte Hennemann Wedemeier über seine Doppelstrategie - einerseits innerhalb des Konsortiums, anderseits im Alleingang zu verhandeln - informiert.

Den Vorwurf der Grünen, „die Öffentlichkeit bislang wider besseres Wissen in die Irre geführt“ zu haben, als er alle Meldungen über das drohende Ende der Systemtechnik dementieren ließ, ließ Wedemeier gestern zurückweisen: „Am Wochenende gab es die Systemtechnik noch. Daß die DASA ihr erneutes Angebot inzwischen zurückgewiesen hat, steht auf einem anderen Blatt.“

Angsichts des Trümmerhaufens „Systemtechnik“ schwenkte gestern auch Wedemeier, der einen Vulkan-Alleingang bislanfg strikt abgelehnt hatte, auf die neue Vulkan-Linie ein. Sollte sich der Vulkan im neueröffneten Rennen durchsetzen, wäre dasErgebnis ein neuer Bremer Rüstungskonzern. Die MBB -Sondertechnik lebt zu 80 Prozent von Minenkamfbooten, Unterwasser-Drohnen und weiteren Rüstungsaufträgen.

K.S.