Gefangener gestorben

■ Mohammed G. ist aus noch ungeklärten Gründen im Urban-Krankenhaus gestorben / In einer Moabiter Einzelzelle hatte er versucht sich zu verbrennen

Er hatte es mit dem Satz angedroht: „Wenn Ihr mich zurückverlegt, dann werdet Ihr sehen, was ihr davon habt.“ Jetzt ist der Iraner Mohammed G. (28) tot. Nachdem er am 1. März aus der psychiatrisch-neurologischen Abteilung in Tegel zurück in eine Einzelzelle in Moabit verlegt worden war, dauerte es einen Tag: Mohammed G. zündete sein Bett an und verbrannte sich dabei schwer. Vorgestern starb er im Urban -Krankenhaus.

Merkwürdig ist, daß Mohammed G. Anfang März überhaupt in eine Einzelzelle zurückverlegt worden war. Denn schon bei dem Gerichtsurteil im Oktober letzten Jahres zerschlug er eine Scheibe und versuchte seine Pulsadern aufzuschneiden. Der Richter hatte Mohammed G. wegen Beihilfe zur Vergewaltigung zu einem Jahr und acht Monaten Gefängnis verurteilt.

Nach Angaben eines Freundes war der Suizidversuch aber nicht nur Protest gegen das als ungerecht empfundene Urteil, sondern auch gegen die Einsamkeit in der Einzelzelle. Hier war Mohammed G. täglich 23 Stunden eingesperrt.

Nach dem Urteil kam er dann auch nicht in die Zelle, sondern auf die psychiatrische Abteilung in Tegel. Nach fast fünf Monaten Betreuung soll der 28jährige keine auffälligen Symptome mehr gezeigt haben, erklärte Justiz-Pressesprecher Cornel Christoffel gestern der taz. Da verhinderte auch sein Drohsatz die Verlegung nicht.

Mit dem Tod des Iraners bekommt der Hungerstreik von 18 Gefangenen, die seit zwei Wochen das Essen verweigern, einen traurigen Höhepunkt.

Sie streiken gegen unerträgliche Haftbedingungen. Heute vormittag wird der Tod Mohammed G.s den Rechtsausschuß beschäftigen.

Diak