: Mit viel Geld, aber auch großer Vorsicht in die DDR
■ Deutsche Bank mit Rekordergebnis / Dementi über Einkauf bei der „Kreditbank“
Frankfurt (dpa/vwd) - Die Deutsche Bank als Primus der deutschen Kreditwirtschaft hat ein Superjahr 1989 hinter sich. Dazu zählen Rekordgewinne, ein strategischer Konzernausbau in Großbritannien und Spanien sowie weitere Reservebildungen. „Wir haben unser geschäftspolitisches Ziel erreicht, das absolute Betriebsergebnis von 1986 zu übertreffen“, kommentierte Hilmar Kopper, Chef der Deutschen Bank, am Donnerstag in Frankfurt die Bilanzzahlen.
Gleichzeitig dementierte er mit Nachdruck, daß die Deutsche Bank in der DDR mit der Staatsbank oder der neugegründeteten Deutschen Kreditbank über eine Beteiligung verhandelt. „Allein aus Bonitätsgründen kann ich mir eine Beteiligung an einer DDR-Bank nicht vorstellen“, sagte er wörtlich. Andererseits habe die Deutsche Kreditbank natürlich Komponenten, die für sein Haus interessant seien, beispielsweise auf dem Kommunikationsgebiet. Aber auch andere Bankhäuser seien daran interessiert.
Als seine „Vision“ eines künftigen DDR-Geschäfts der Deutschen Bank stellt sich Kopper 250 Niederlassungen sowie 4.000 bis 6.000 Beschäftigte vor. Er glaube aber nicht, daß dies in den nächsten zwei Jahren zu realisieren sei. Ziel sei es, „möglichst rasch ein flächendeckenes Filialnetz aufzubauen. Ein Team von 50 bis 70 Beschäftigten sei bislang in zehn Städten der DDR tätig. Weitere acht Stützpunkte sollen in Kürze folgen. Bei der Angebotspalette sollen Existenzgründerdarlehen und die Baufinanzierung im Vordergrund stehen.
„Go east, young man“
Auch die Deutsche Bank will ihre DDR-Geschäfte erst mit Einführung der D-Mark aufnehmen. Bei den eigenen Mitarbeitern herrscht laut Kopper eine regelrechte Aufbruchstimmung. „Go east, young man“, heiße das Motto, auch die Älteren wollten sich in der DDR noch einmal beweisen. Grundstücke und Häuser habe die Deutsche Bank jedoch noch nicht in der DDR gekauft. „An dieser Goldgräbermentalität wollen wir uns nicht beteiligen“, meinte der Deutsche-Bank-Chef.
1989 kletterte das Geschäftsvolumen des Konzerns um 12,8 Prozent auf 348,8 Milliarden DM, während es in der AG, die das inländische Bankgeschäft betreibt, um 11,8 Prozent auf 214,7 Milliarden DM zunahm. Der Jahresüberschuß der AG übertraf mit gut einer Milliarde DM das Vorjahresergebnis um 22 Prozent. Das Engagement der Deutschen Bank bei Risikoländern wird Ende 1989 auf 5,2 Milliarden DM beziffert, wovon bereits 77,8 Prozent durch Wertberichtigungen abgedeckt sind.
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