Zeitungskrieg in heißer Phase

■ DDR-Presse bangt um Marktanteile / Post wird Geschäftsschädigung vorgeworfen

„So kann das doch och nischt werden, wenn jetzt schon die Bäcker und Fleischer die Zeitungen verkoofen.“ brummt der Kiosker am Zionskirchplatz. Gleich gegenüber im Schaufenster eines Krämers an der Ecke prangt die Werbung von „Bild -Zeitung“ und „BZ“, mit denen Springer seinen bewährten Erschlag-Zeilen-Journalismus in den solcher Reize bislang entbehrenden DDR-Zeitungsmarkt drückt.Vor drei, vier Wochen schwärmten die Vertreter aus und handelten mit Kleinhändlern und Privaten die Bedingungen aus, nach denen jetzt die Journale im Verhältnis Eins zu Eins unter die Leute gebracht werden. Vor zwei Wochen stieg dann auch die Deutsche Post mit gesonderten Vertriebsvereinbarungen, die sich gegenüber den Vertriebsregeln für DDR-Zeitungen vorteilhaft unterscheiden, in das Geschäft mit der Westpresse ein.

Vor allem aber der Verkauf im Verhältnis Eins zu Eins, den sich die bundesdeutschen Medienriesen in alter Marketingweisheit „spendieren“, geht den Zeitungsverlegern in der DDR an die Nieren. Gegen solche Dumpingstrategien, den das Postministerium offensichtlich mitträgt, traten gestern Mitarbeiter des Berliner Verlages mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit. „Unter dem Deckmantel der Pressefreiheit sollen nicht nur die Lesegewohnheiten unserer Abbonnenten zerstört werden“, heißt es darin. Keiner von ihnen scheue die Konkurrenz, aber was derzeit laufe, sei unlauterer Wettbewerb. Postminister Wolff (CDU) hüllte sich bisher in Schweigen. stefan schwar