SCHÖNER LEBEN
: Van Gogh statt Hirsch?

■ Wehe denen, die röhrende Kulturkreise stören

Kultur ist, wenn man trotzdem lacht. Falsch. Kultur ist, wenn man unter sich ist? Richtiger. Und wer unter sich ist, bleibt da für sein Leben gerne? Ganz richtig. Und wehe denen, die als unausgewiesene KulturkennerInnen solche Kreise stören.

Nehmen wir zum Beispiel eine Kultursendung in einem Radio; erleben wir zwei ausgewiesene Kulturkenner im Gespräch, die unter sich sind und auch für ihr Leben gern da bleiben wollen. Sie sprechen über Vincent van Gogh, ja, jenen Maler, dessen Todestag just begangen wird mit internationalen Ausstellungen. Nun ist aber ausgerechnet Vincent, der Schwierige und Selbstmörder, zum Mal-Liebling (nicht nur) der Bundesdeutschen avanciert und Massenandrang vorprogrammiert. Aber das geht doch nicht! Aber was wissen die denn? Da könnte ja jede Masse kommen! Die Stimme des einen trieft vor Ekel: Was ist zu tun? „Wenn man die Bilder sieht, vergißt man das“, erwidert der andere. Irgendwie heroisch.

Claudia Kohlhas