'Natur‘ gestoppt

■ Die „Geschäfte der Tierschutzszene“ wurden dem Umweltmagazin zum Verhängnis / Einstweilige Verfügung war erfolgreich

München (taz) - Das größte europäische Umweltmagazin 'Natur‘ hat Ärger mit der Tierschutz-Scene bekommen. Weil das Blatt in einem Artikel seiner Aprilausgabe die teilweise zwielichtigen Machenschaften und Geschäfte eines Tierschutzvereins aufdeckte, zogen die Manager des Tierhilfswerks vor Gericht. Mit einer einstweiligen Verfügung versuchten sie, Flecken auf ihrer angeblich weißen Weste zu beseitigen. Der Vorsitzende des Landgerichts München I, Hecker, zweifelte zwar nicht an den behaupteten Tatsachen des insgesamt zehnseitigen Artikels, trotzdem gab er der im Eilverfahren eingereichten einstweiligen Verfügung statt.

Grund: Der Tierschutzmanager darf nicht als „Drahtzieher“ bezeichnet werden, da nicht klar sei, daß er letztlich alle Fäden in der Hand halte. Den in 'Natur‘ festgestellten Umstand, daß das Tierhilfswerk in erster Linie nach den Mitgliedsbeiträgen geiert und selbst in Betrugsgeschichten verwickelt ist, beanstandete der Richter nicht; auch die Tatsache nicht, daß Mitarbei ter an Kapitalverbrechen beteiligt sind.

Darüber hinaus erging sogar eine zweite einstweilige Verfügung, die etwas merkwürdig anmutet. „Aus Resozialisierungsgründen“ dürfe im Artikel nicht erwähnt werden, daß einer der Tierschutzgeschäftsmeier nach etlichen Haftbefehlen bereits einen Offenbarungseid geleistet habe, da dies verjährt sei, so das Gericht. Derselbe Tierschützer mußte jedoch wenige Jahre nach dem ersten Offenbarungseid einen zweiten leisten, der noch nicht verjährt ist.

Insgesamt stoppte das Gericht damit die Auslieferung des mit einer Auflage von 200.000 Stück verkauften Umweltmagazins wegen drei inkriminierten Sätzen. In dem umstrittenen Artikel wird jedoch nicht nur ein Tierschutzverein unter die Lupe genommen, sondern das gesamte „Geschäft mit der Tierliebe“ durchleuchtet. Von den restlichen Vereinen hat jedoch bisher noch keiner Klage erhoben.

lui