Iraker des Waffenexports angeklagt

Nach 18monatigen Ermittlungen Anklage in San Diego wegen versuchten Schmuggels von A-Bomben-Zündern  ■  Aus Washington Rolf Paasch

Vier Personen mit irakischer Staatsbürgerschaft und der Manager einer in Großbritannien ansässigen Exportfirma sind am Donnerstag im kalifornischen San Diego der Verschwörung zum illegalen Export von 40 elektronischen Auslösern für Atomsprengköpfe angeklagt worden. Zwei der Angeklagten, darunter der angebliche Anführer des Schmugglerrings, Ali Ashour Daghir, waren am Mittwoch in London festgenommen worden, nachdem britische Behörden die Elektronikteile auf dem Flughafen Heathrow beschlagnahmt hatten.

Die Anklage ist das Ergebnis einer 18monatigen Operation amerikanischer und britischer Zollbehörden, die im September 1988 von der kalifornischen Technologiefirma CSI über die Anfrage nach den „elektronischen Auslösern“ informiert worden waren. Der alleinige Verwendungszweck der fingergroßen Elektronikbausteine liegt im militärischen Bereich, wo die Kondensatoren unter anderem als Teil des Auslösungsmechanismus für Atomsprengköpfe gebraucht werden. Im Verlauf der Fahndung waren die Gespräche zwischen einem als CSI-Angestellten getarnten Agenten der Zollbehörde und dem Manager der „Euromac Ltd.“, Ali Ashour Daghir, aufgezeichnet worden. Daghir hatte CSI gegenüber versichert, die Elektronikbausteine würden für Klimaanlagen benötigt, müßten jedoch „militärischen Spezifikationen und Standards“ entsprechen.

Die US-Behörden sind in ihrer 38seitigen Anklageschrift davon überzeugt, daß die Auslöser für Al Qaqaa, die Forschungsabteilung des irakischen „Ministeriums für Industrie und militärische Industrialisierung“ bestimmt waren. Iraks Präsident Saddam Hussein bestritt dagegen am Donnerstag, sein Land sei dabei, Atomwaffen zu entwickeln.

Nach Ansicht von Proliferations-Experten ist der Irak zwischen fünf und zehn Jahren vom Erwerb von Atomwaffen entfernt. Der versuchte Waffenschmuggel zeige, so kommentierte am Freitag die 'Washington Post‘, wie mangelhaft das internationale System zur Verhinderung der Verbreitung von Atomwaffen derzeit noch sei.

Nur wenige Tage vor der Beschlagnahme der Auslöser hatte der amerikanische Geheimdienst CIA Informationen herausgegeben, wonach der Irak erstmals Raketenabschußbasen im Westteil des Landes errichtet haben soll, von denen aus die modifizierten sowjetischen Scud-B-Raketen Tel Aviv und Damaskus erreichen können. Der Irak wolle damit seine Fähigkeit zu Vergeltungsschlägen gegenüber Israel demonstrieren, das in einer Luftattacke 1981 einen im Bau befindlichen Atomreaktor in der Nähe von Bagdad zerstört hatte.