Ein Spiel mit der Angst

■ KWV Hellersdorf: Betriebsratsbildung unerwünscht? Wen trifft es bei Entlassungen zuerst?

Berlin(taz)-Im Hinblick auf die notwendige Balance zwischen angestrebtem marktwirtschaftlichen Handeln und sozialer wie demokratischer Verantwortung scheinen die Dinge in der KWV Hellersdorf aus dem Ruder zu laufen. Anfang Februar mußte eine Delegation von KWV-Mitarbeitern in einem Gespräch mit Vertretern des Magistrats und des Ministeriums für Bauwesen und Wohnungswirtschaft auf brennende Fragen der Kader- und Lohnpolitik, der Arbeitsbedingungen, und nicht zuletzt einer vage in Aussicht gestellten Umstrukturierung mit umfangreichen Entlassungen hinweisen. Man beruhigte die Kollegen, daß Umstrukturierungspläne weder von seiten der KWV-Direktion noch des Ministeriums bestätigt worden seien, aber vorwärts ging's nicht. Im Gegenteil: Einem der am Gespräch beteiligten Kollegen wurde fristlos gekündigt, Grund - Umstrukturierung! Ein Zufall?

Was den Kollegen aber wohl am meisten zu denken gibt: Vom 1. Januar bis zum 2. März 1990 wurden in der KWV Hellersdorf 52 Neueinstellungen vorgenommen, obwohl seit November 1989 bekannt ist, daß Umstrukturierungen und Entlassungen in Aussicht stehen. In dieser Verunsicherung versucht sich die Belegschaft trotz massiver Behinderungen und geringer Erfahrung einen Betriebsrat zu erkämpfen. Aber vier Kollegen, die einen Teil ihres Jahresurlaubs zur Vorbereitung der Betriebsratswahl nehmen wollten, wird untersagt, im Betrieb diesbezüglich aktiv zu werden. Geheimniskrämerei und Ausschluß der Belegschaft vom Wissen über das, was wirklich bevorsteht, lassen breiten Raum für Mutmaßungen. Schon vor längerer Zeit berichteten KWV -Kollegen in der 'Tribüne‘ darüber, daß der amtierende Direktor gefragte Produktionsmittel in den Bereich umlagere, deren Dirktor er vordem war. Sollte sich hinter der Umstrukturierung auch hier noch ein Vorhaben verbergen, das heutzutage in unserer Wirtschaft keine Seltenheit mehr ist.? M.S