Geschäftshäuser bedrohen Gartenschau

■ Bundesgartenschau-Chef Hendrik Gottfriedsen protestiert gegen Baupläne für die Fläche des Potsdamer Bahnhofs / Gartenschau „nicht durchführbar“, wenn sich der Bausenator durchsetzt / Heute entscheidet der Senat erneut über die Gestaltung des Zentralen Bereichs

Avanciert der Bausenator zum Sargnagel der Buga 1995? Hendrik Gottfriedsen, der als Geschäftsführer der Senatsgesellschaft Buga GmbH für die Gartenschauvorbereitung zuständig ist, befürchtet das Schlimmste. Die Buga -Konzeption sei „nicht mehr durchführbar“, wenn sich SPD -Bausenator Nagel mit seinem Plan durchsetze, die Fläche des ehemaligen Potsdamer Personenbahnhofs zu bebauen, warnte Gottfriedsen gestern. Die Grüntangente, die eines Tages vom Moabiter Werder bis zum Schöneberger Südgelände reichen soll, sei dann unterbrochen, kritisiert der Buga-Chef.

Heute wird AL-Umweltsenatorin Schreyer erneut ihr Konzept für den Zentralen Bereich in die Senatssitzung einbringen; dort soll über den Streit entschieden werden. Die acht Hektar große Fläche, auf der sich heute Händler und Kunden des Polen- und des Krempelmarkts treffen, sollte nach Schreyers Willen eigentlich eine Parkanlage und Teil der Buga werden. Unter dem Schlachtruf der „Urbanisierung“ fordert der Bausenator nun eine Neuplanung. Entlang der Köthener- und der Linkstraße sollten Geschäftshäuser gebaut werden, erläutert Nagel-Planer Hanno Klein, dazwischen auch Wohnungen. Eine Grünfläche will er durchaus zugestehen, allerdings hinter den Häuserfronten im Blockinneren. Das nördliche Ende der Fläche, heute nur von den M-Bahn-Ständern genutzt, sollte als Erweiterung des Potsdamer Platzes wieder ein Stadtplatz werden; Klein erinnert an den Bahnhofsvorplatz, der sich hier früher erstreckte. Die eingesparten Buga-Millionen könnten statt dessen in die „mit Grün unterversorgten“ Ostberliner Trabantenstädte fließen. „Ohne wirklich erkennbaren Grund“ habe Nagel diesen Angriff auf die Buga gestartet, erregt sich Gottfriedsen. Die „Grünschneise“, die sich über den Potsdamer Platz erstrecken sollte, sei „stadtklimatisch“ notwendig. Noch am 31.Oktober habe der Senat beschlossen, auf dem Areal des Potsdamer Bahnhofs einen Park anzulegen.

Nicht nur im Streit um dieses ehemalige Bahnhofsgelände muß der Senat heute entscheiden, sondern auch über die Straßenplanung. Die Vorgaben werden für einen städtebaulichen Ideenwettbewerb gebraucht, der für den Potsdamer Platz und das künftige Daimler-Benz-Baugelände südlich davon demnächst ausgeschrieben werden soll. Schreyer will, wie berichtet, die Entlastungsstraße aufheben und für den örtlichen Verkehr zwischen Potsdamer Platz und Brandenburger Tor lediglich die Ebertstraße anbieten. Nagel und Verkehrssenator Wagner wollen den Autofahrern ein besseres Angebot machen: Der Verkehrssenator will sowohl die Entlastungs- als auch die Ebertstraße öffnen. Geht es nach Nagel, verschwindet zwar die Entlastungsstraße; dafür wird die Ebertstraße mit einem Neubau nach Norden verlängert. Sie sollte hinter dem Reichstag vorbeiführen, dann die Spree überqueren und an ihrem östlichen Ufer bis zum Humboldthafen weiterlaufen. Eine weitere neue Brücke sollte den Autoverkehr dann zum List-Ufer führen.

Schreyers Pläne hingegen seien schlicht „Irrsinn“, schimpft Wagners oberster Verkehrsplaner Lotze. Werde die Entlastungsstraße geschlossen, verdränge man den Durchgangsverkehr nach Ost-Berlin, und das sei „fast schon ein bißchen bösartig“. Ein Vorwurf, den die Schreyer-Planer zurückweisen: Die „Befürchtung“, daß auch Westberliner Autofahrer die Grotewohl- oder die Friedrichstraße zur Nord -Süd-Passage nutzen könnten, sei zwar berechtigt; doch das werde sowieso passieren, meint Schreyer-Referentin Beate Prof. Es müsse ein Autoverkehrskonzept für die Innenstadt Gesamt-Berlins her, um die Blechlawine in ihre Schranken zu verweisen.

hmt