CSU muß das Zepter abgeben

Wahlverlierer CSU / Bei den Stichwahlen zu den bayerischen Kommunalwahlen siegt die SPD / Regensburg wird als erste bayerische Stadt von einer SPD-Frau regiert / Alarmglocken bei der CSU  ■  Von Luitgard Koch

München (taz) - Jetzt ist es unübersehbar: Genosse Trend hat sich in Bayern auf die Seite der Sozis geschlagen. Bei den Stichwahlen zu den bayerischen Kommunalwahlen mußte die CSU am vergangenen Sonntag weitere, schwere Niederlagen einstecken. In insgesamt acht bayerischen Städten mußten die Schwarzen das Oberbürgermeisteramt abgeben, auch in bisherigen CSU-Hochburgen. Sogar die „schwarze Bastion“, die Drei-Flüsse-Stadt Passau, wurde von den Sozialdemokraten erobert. Der 45jährige Lehrer Willi Schmöller von der SPD gewann gegen den seit 24 Jahren amtierenden CSU -Bürgermeister Hans Hösl mit 51,6 Prozent. Im Stadtrat hat die CSU in Passau erstmals nach 1966 ihre absolute Mehrheit verloren. Zwei „Republikaner“ verhindern jedoch, daß Rot -Grün eine Mehrheit bekommen könnte.

Sensationell für bayerische Verhältnisse ist auch das Ergebnis der Stichwahl in der Domstadt Regensburg. Dort wird erstmals eine SPD-Frau sechs Jahre lang die Fäden in einer bayerischen Großstadt in der Hand halten. Die 48jährige SPD -Landtagsabgeordnete und Bildungspolitikerin Christa Meier errang 55,89 Prozent der Stimmen, während der langjährige CSU-Oberbürgermeister Friedrich Viehbacher nur 44,11 Prozent erreichte. Aber auch in Kempten im Allgäu schickte ein Sozialdemokrat den seit zwanzig Jahren amtierenden CSU -Bürgermeister in die Wüste (in den Hochwald?; d. Korr.). Da half auch kein Wahlkampfauftritt von Ministerpräsident Streibl kurz vor der Stichwahl. Mit 62,59 Prozent verbesserte der SPDler Wolfgang Roßmann sein Ergebnis der ersten Wahl sogar noch um über 20 Prozent während CSU-Mann Höß mit windigen 37,61 Prozent abdankte.

Die „Wende“ kam auch im schwäbischen Füssen und Illertissen. Während der SPD-Mann Wengert in Füssen auf stattliche 65,42 Prozent kam, brachte es sein Parteigenosse Karl-Heinz Brunner sogar auf sensationelle 84,76 Prozent. Ein Traumergebnis, das sonst nur den Schwarzen in Bayern vergönnt war. Verloren hat die CSU auch in Coburg und in der fränkischen Beamtenstadt Ansbach, die nach dem zweiten Weltkrieg erstmals von einem SPDler regiert wird.

Einbußen erlitt die CSU auch in der Münchener Region. Die größte Schlappe: Die 39jährige SPD-Kandidatin Rosemarie Grützner wird neue Landrätin im Landkreis Fürstenfeldbruck. Ob in Erding, Taufkirchen oder Planegg, überall hieß es für die Schwarzen: Antreten zum abtreten. Einzig im reichen oberbayerischen Landkreis Starnberg ist für die CSU die Welt noch in Ordnung. Die Starnberger wählten konservativ. Während CSU-Chef Theo Waigel nach den ersten Ergebnissen der Kommunalwahl - die CSU verlor insgesamt rund sieben Prozent

-noch stur behauptete, es sei kein Trend gegen die CSU erkennbar, spricht der Schwabe jetzt von „einer bitteren Niederlage für seine Partei“. Als Ursache nannte er die Furcht der Bürger vor Großprojekten, vor allem vor den umstrittenen Müllverbrennungsanlagen, sowie die Wohnungsnot und Mietprobleme. In einigen Fällen, so räumt Waigel ein, sei der Bürger von den CSU-Größen nicht sorgsam behandelt worden. „Es läuten die Alarmglocken“, gab auch der CSU -Generalsekretär Huber zu. Vor allem was die kommenden Landtagswahlen im Herbst betrifft, geht in der CSU-Zentrale nach Jahrzehnten der Selbstherrlichkeit die Angst um. „Die CSU muß den Generationswechsel vollziehen“, glaubt Huber mit jüngeren Nachrückern das Geheimrezept gefunden zu haben.