Vulkan wird Rüstungsgigant

■ Vulkan und Dasa im Prinzip einig / Vulkan kauft MBB-UM und AEG-DMT

Die Würfel sind gefallen: Bremen wird Sitz eines der größten Rüstungsunternehmen in Europa. Gestern gaben der Bremer Vulkan und die Deutsche Aerospace AG offiziell ihre grundsätzliche Einigung über den Verkauf der beiden Rüstungsunternehmen MBB-UM in Bremen und der ehemaligen AEG -Tochter „Deutsche Marine-Technik“ (DMT) in Hamburg bekannt. Beide Seiten unterzeichneten ein sogenanntes „Memorandum of understanding“. Danach soll der Vulkan beide Firmen mit insgesamt 3.000 Rüstungsarbeitsplätzen übernehmen. Bis Ende Mai wollen die Vertragspartner letzte Details klären und den Kaufvertrag unterschreiben.

Über den ins Auge gefaßten Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Die schnelle Einigung läßt allerdings darauf schließen, daß die beiden Rüstungsschmieden Vulkan-Chef Friedrich Hennemann sehr viel mehr wert sind als dem inzwischen geplatzten

Konsortium „Systemtechnik Nord“. Unklar ist auch, was der Vulkan sich vom Kauf der Hamburger Rüstungschmiede DMT verspricht. Während MBB-UM 1990 einen Umsatz von immerhin 430 Millionen erwartet, stehen die Hamburger mit nahezu leeren Auftragsbüchern da.

Klaus Wedemeier, der noch vor wenigen Wochen jede „reinbremische Lösung“ defintiv abgelehnt hatte, erreichte die offizielle Nachricht im gestern angetretenen Urlaub. Auch an den Vervorangegangenen Verhandlungen sei der Bremer Bürgermeister nicht beteiligt gewesen, versicherte gestern ein Sprecher der Dasa.

In Senatskreisen wird allerdings bereits heftig darüber nachgedacht, wie man die alleinige Verantwortung für den neuen Rüstungsgiganten zumindest nachträglich auf mehrere Schultern verteilen kann. Spätestens wenn der Kaufvertrag unter Dach und Fach ist, sollen mehreren kleine

ren Werften, möglicherweise aber auch Krupp-Atlas und HDW/Salzgitter Beteiligungen schmackhaft gemacht werden.

Auf zurückhaltende Reaktionen stieß die vorläufige Einigung von Dasa und Vulkan gestern bei Wedemeiers Senatskollegen Volker Kröning. Kröning, der sich sowohl bundespolitisch als auch in der Bremer „Stiftung Rüstungskonversion“ für Abrüstung engagiert, ist sich sicher, daß auch Klaus Wedemeier sich wähernd der Verhandlungen „jederzeit über die Bedeutung von Konversionsstrategien im klaren war“. Allerdings habe Wedemeier den staatlichen Beitrag bislang weniger stark betont, als er. Kröning: „Wedemeier hat auf entsprechende Vorschläge häufig sehr verhalten reagiert.“ Eine Prognose, ob der Vulkan allein aus betriebswirtschaftklichen Erwägungen ein großangelegtes Konversionsprogramm auflegen werde, mochte Kröning gestern noch nicht riskieren.

K.S.