Ritualisierte Spiele

■ Peter Greenaways „Verschwörung der Frauen“, 22.40 Uhr, ZDF

Das Spiel ist eine Ritualisierung menschlicher Erfahrung“, sagt der englische Autorenfilmer Peter Greenaway und denkt dabei an seine Landsmänner, die die Reglementierung des sozialen Umgangs zur Perfektion erhoben haben. Zwei Engländer, heißt es, gründen bereits einen Club, und drei reichen schon für ein Fußballspiel. Auch die Charaktere der Verschwörung der Frauen erlangen ihre soziale Identität erst als Teilnehmer an verballhornten Gesellschafts- und Geländespielen, die jedoch mit tödlichem Ernst ausgefochten werden.

Der verwitwete Leichenbeschauer Madgett hat ernste Probleme mit Frauen, genauer gesagt mit einer in drei Ausführungen: Als Cissie Colpitt ihren fremdgegangenen Mann in der Badewanne ersäuft, fälscht er den Totenschein, mit dem Hintergedanken, als Gegenleistung für diese Gefälligkeit in den Genuß von Cissies Liebesdiensten zu gelangen. Doch der makabere Transfer zwischen Leichen- und Bettuch schlägt fehl, dreifach. Auch Cissies gleichnamige Tochter sowie deren ebenfalls gleichnamige Nichte, die sich ihrer Männer auch durch eine Überdosis Wasser in der Lunge entledigen, schätzen Madgetts von erotischen Erwartungen motivierte Hilfsbereitschaft. Daß er durch sein zwielichtiges Handeln das Gesetz nicht verkörpert, sondern außer Kraft setzt, lassen ihn die Damen durch ihren „Vertragsbruch“ allzu deutlich spüren. Am Ende bekommt der Unglückliche nicht nur den ersehnten Beischlaf verwehrt. Als „einziger Zeuge“ geht auch er, stellvertretend für diejenigen Männer, die bei Greenaway metaphorisch Nichtschwimmer sind, baden. Als passionierter Spieler erweist er sich jedoch als guter Verlierer.

Bei Greenaway läuft nichts von dem zwischen Mann und Frau, wovon der zum Modell für eine Geschlechterbeziehung stilisierte Film auf humorvolle Weise unablässig berichtet. Mann und Frau stehen einander gegenüber wie der Fisch dem Fahrrad. Genauer: Wie Insekten, die nicht mit ihrer Abbildung verschmelzen. Madgets Sohn Smut, parawissenschaftlicher Experimentator und Zeremonienmeister, benutzt ein Lexikon als Unterlage, während er nachts im Schein der Lampe auf den Busch klopft, bis Käfer und Falter direkt auf ihre Abbildung purzeln. Dieser Karrikatur des abendländischen Ordnungsprinzips der Taxonomie, Anspielung auf die Diderotsche Enzyklopädie, stellt Greenaway eine heitere Enzyklopädie des Zu- und des Unfalls gegenüber. Die Figuren in diesem kunsthistorischen Kreuz-Wort/Bild-Rätsel sind Spielsteine in einem Brettspiel, von der Kamera ausschließlich in waagerechten Tangenten wie auf dem Reisbrett abgetastet. „Alles im Leben existiert“, sagt Greenaway, „um in einem Film festgehalten zu werden.“

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