: Kein Mut, aber Opportunismus
■ Betr.: „Scheideweg“ und „kaum Bock auf PDS“
Nachdem die Diktatur in der DDR zusammengebrochen ist, gibt es auch bei uns verstärkt „Sozialismuskritik“. Das hat weng mit Mut oder Tapferkeit zu tun, oft aber mit Opportunismus. Im Reclam-Fremdwörter lese ich: „Sozialismus“ - Lehre vom Vorrang der Gemeinschaft gegenüber einzelnen und Gruppen, Gütererzeugung und -verteilung nach dem Wohl der Gemeinschaft“. Hätten das mehr Menschen in der DDR, damals als die SED noch herrschte, etwas lauter gesagt, wäre die Diktatur bedeutend früher beendet worden. Als die „Sozialismuskritik“ noch nicht so populär war, wurde die oppositionelle polnische Gewerkschaft in den Räumen der Grünen in Bremen Unterschlupf gewährt und hatten vielen Grünen Einreiseverbot in der DDR. Die CDU und die Bundeswehr haben in der DDR die Diktatur nie gefährdet. Durch meine enge Stasi- und DDR-Justiz-Kontakte kann ich bestätigen, daß der „kalten Kriegspolitik“ immer wieder die Hauptargumente für die Beibehaltung der Diktatur in der DDR lieferten. Wenn nun die PDS in der Volkskammer den Antrag auf Auflösung der Volksarmee stellt, warte ich gespannt auf das Abstimmungsverhalten der CDU-Niederlassung in der DDR und auf die Konsequenzen in der Bundesrepublik.
Gerrit Guit, Bremen
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