Mickey Spillane

Mickey Spillane hämmert wieder! Nach fast zwanzig Jahren hat der berühmt-berüchtigte Krimiautor seinen Mega-Macho Mike Hammer wieder zum Leben erweckt. Der New Yorker Tough-Guy hat nichts dazugelernt, aber auch nichts verlernt. Er geht vor wie immer, schöne Frauen werden flachgelegt, und den Ganoven gibt er heißes Blei aus seiner .45er zu fressen. Schuldgefühle kennt Mike Hammer nicht, so etwas Überflüssiges wie ein Gewissen hat er nie gehabt. Der neue Roman heißt Ich, der Rächer. Der Titel ist so blöd wie treffend, denn Mike Hammer ist ein emotionaler Krüppel und hat kein Herz. Ein anderer Motor treibt ihn an: die Rache. Im Rächen ist der Mann richtig gut. Diesmal rächt er seine Sekretärin Velda (natürlich eine Sexbombe), die schon seit etlichen Romanen unsterblich in ihren Boß verknallt ist. Mike findet seine Angestellte eines trüben Tages mit einer schlimmen Kopfverletzung in seinem Büro. Da er noch weniger Grips als Gefühle besitzt, reagiert er dementsprechend: „Ich explodierte. In blinder Wut warf ich mich durch die Tür, bereit, die Fetzen fliegen zu lassen und jemand in einen blutigen Tod zu schicken...„ Leider ist nur noch eine gräßlich verstüm melte Leiche anwesend, nichts Lebendiges da zum abballern. Aber das kommt selbstverständlich noch, das Buch hat schließlich 300 Seiten, also jede Menge Platz für Mikes Blutdurst. Die Polizei versagt wieder einmal. FBI, CIA, das State Department? Alles Dilettanten! Mike und sein Ballermann stehen wieder mal ganz alleine da. Mickey Spillane, 1918 in Brooklyn geboren, wurde gleich mit seinem ersten Mike-Hammer-Roman (I, the Jury, 1947) weltberühmt. Inzwischen gehören seine 24 Romane mit einer Weltauflage von 180 Millionen Exemplaren zu den erfolgreichsten Büchern unserer Zeit. Die Kritiker haben nie ein gutes Haar an Spillane gelassen. Sie haben natürlich recht, wenn sie ihm einen völlig unlogischen Aufbau einer sowieso unglaubwürdigen Handlung vorwerfen. Die Spannung ergibt sich nur aus der Frage, wer als nächster umgenietet wird. Spillane ist Unterhaltung pur, mitdenken wird nicht verlangt. Der Autor, der sich selbst einmal als „den Kaugummi der amerikanischen Literatur“ bezeichnete, meint: „Die Leute sagen, ich würde Schund schreiben. Ich sehe das auch so - aber es ist guter Schund!“ (Heyne)

Karl Wegmann