KOMMENTAR
: Ostern marsch

■ Vom Radikalpazifismus zur Selbstbescheidung – vgl. S.24

Was waren das doch für schwierige, einfache Zeiten. Jedes Jahr, vor allem zur Osterzeit, stritten sich Friedensbewegte wie die Kesselflicker, ob nur der Westen oder auch der Osten ein bißchen Schuld an Aufrüstung und Kriegsbedrohung sei. Und brachten doch je nach aktuellem Anlaß Zehn-bis Hunderttausende unter der Friedenstaube zusammen, um mindestens den Abzug von Atomraketen, oder auch den Austritt aus der NATO und die Auflösung der Bundeswehr zu fordern.

Jetzt sind die Zeiten einfach schwieriger geworden. Während der eine Block dabei ist, sich selbst aufzulösen, will der andere mit dem reagieren nicht nachkommen. Und die Friedensbewegung? Statt mit radikalpazifistischen Forderungen marschiert sie unter dem Bild einer Hasenfamilie und will nur noch einen Bundeskanzler, der geschichtliche Chancen gefälligst nutzt. Vom Ostermarsch als Veranstaltung mit politischer Wirkung bleibt so allenfalls die Tradition.

Holger Bruns-Kösters