„Kein Beton, keinBeton!“ - statt dessen Bäume

■ Schule am Prenzlauer Berg wehrt sich dagegen, daß im Schulhof Bäume gefällt werden / Benachbartes Energiekombinat will Platz schaffen für Baumaßnahmen

Montag morgen auf dem Schulhof der 8. Oberschule Berlin -Prenzlauer Berg. Die Schulhausklingel läutet zum Unterricht, doch keinen von den rund 100 SchülerInnen scheint dies zu interessieren. Unter lautstarkem Beifall wird ein Transparent entrollt, auf dem sie ihre Forderung verkünden: „Wir wollen unsere Bäume behalten“. Darunter sind fast 500 Unterschriften.

Vorige Woche begannen Mitarbeiter des Berliner Energiekombinates auf dem Schulhof und dem daran angrenzenden Gelände Sträucher auszugraben, um Baufreiheit für ein Gebäude des Energiekombinates zu schaffen. Als nächstes sollte die Motorsäge an ein paar stämmige alte Pappeln angesetzt werden. Doch da spielten die Schüler nicht mit.

Kurz nach 8 Uhr setzt sich der kleine Zug mit Rufen wie „Kein Beton, kein Beton!“ in Richtung des benachbarten Energiekombinates in Bewegung. Sie wollen mit Direktor Kunack sprechen, der die Baumaßnahme zu verantworten hat.

Angestellte schauen verwundert aus ihren Büros und sind je nach Temperament - erstaunt bis verärgert. Einer will sogar die Polizei rufen ob solcher „Bedrohung“. Die Polizei kommt nicht, dafür erklärt sich der Direktor des Hauses bereit, eine Abordnung der Schüler zu empfangen.

Im Raum des Direktors hält der Herr des Hauses inzwischen eine kleine Rede. Dabei geht er auf die zur Zeit unmögliche räumliche Situation seines Betriebes ein, darauf, daß ein bürgerfreundliches Arbeiten kaum möglich sei, daß einige der bisher genutzten Flachbauten bereits baupolizeilich gesperrt seien. Dann hat er ein kleines Bonbon für die Protestierenden. Er bietet den Schülern an, eine Erdgasheizung installieren zu lassen - im Gegenzug dafür aber sollen sie mit dem Abholzen der Bäume einverstanden sein. Doch da hat er sich verrechnet. „Wir lassen uns nicht erpressen!“ lautet die einhellige Antwort der Schülervertreter.

Olaf Kampmann