Senatorin rehabilitiert streikende LehrerInnen

■ Eintragungen in die Personalakte von 1983 wegen halbstündiger Arbeitsniederlegung gegen die Nachrüstung werden entfernt

Späte Genugtuung hat gestern die Schulsenatorin Sybille Volkholz friedensbewegten LehrerInnen verschafft: Wer seit dem Herbst 1983 wegen „demonstrativer Arbeitsniederlegung“ eine Eintragung in der Personalakte mit sich herumschleppt, kann diese auf Antrag nun entfernen lassen. Der Auslöser für die späte Rehabilitation liegt Jahre zurück: Ein paar tausend LehrerInnen hatten am 20. Oktober 1983, also in der Hochzeit des „heißen Herbstes“, für schlappe 30 Minuten den Unterricht unterbrochen - aus Protest gegen das Wettrüsten und den Nato-Nachrüstungsbeschluß. In der Schulverwaltung, vor allem bei der damaligen Senatorin Laurien, führte solch defätistisches Verhalten zu harschen Reaktionen: Es setzte disziplinarische Maßnahmen und - besonders raffiniert sogenannte „Sachverhaltsfeststellungen“ in die Personalakte. Solchermaßen als Friedensaktivisten ausgewiesen, blieb den Betroffenen der Aufstieg auf der Karriereleiter versperrt. Mit Hilfe der GEW zogen einige LehrerInnen vor Gericht. Eine rechtskräftig gewordene Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts nahm nun Schulsenatorin Volkholz, damals selbst Kontrahentin ihrer Amtsvorgängerin, zum Anlaß, für späte Genugtuung zu sorgen. Im unendlichen Spiel der Bürokratie befürchtet nun aber die GEW, daß Entfernungsanträge in die Personalakten aufgenommen werden.

anb