Wie im Krieg

■ betr.: Kölner Appell-Komitee gegen menschenfeindliche Ausländerpolitik und Rassismus

Aufgerüttelt durch die Berichterstattung in den ARD -Tagesthemen am 5.4., wonach in mehreren Städten im Bundesgebiet Razzien gegen Roma durchgeführt worden waren, sind wir am nächsten Tag zum Kölner Schiffhof, Brühler Landstraße, gefahren, um von den betroffenen Menschen selbst zu erfahren, was konkret passiert war, wie sie es selbst erlebt haben, und Unterstützung anzubieten.

Alles andere als Geld, Schmuck oder gar Waffen haben wir vorgefunden, dafür aber große Armut, Krankheit und sehr viel Angst. „Das war wie im Krieg bei so vielen Uniformierten, wir durften die weiße Straßenmarkierung nicht überschreiten“, berichtet eine 80jährige Frau. „Ich lebe von Sozialhilfe. Mir fehlt das Geld - ich bin schwer krank damit ich zum Arzt fahren kann. Einen Paß habe ich nicht, alle paar Monate wird meine Aufenthaltsgenehmigung (Duldung) verlängert. Wir wissen nicht, wie es weitergehen soll.“

Bei weiteren Gesprächen im Lager gab es zwei Reaktionen der Bewohner: „Polizeispitzel raus“ bzw. „Seid ihr von der Presse - fehlt euch noch die letzte Seite?“

Welche Gründe gibt es für ein derart massives Vorgehen durch Polizei und BKA nach Paragraph 129 StGB (Bildung krimineller Vereinigungen), als diese ethnische Minderheit endgültig loszuwerden! Was die Besetzung des Kölner Domes sowie der Bettelmarsch durch NRW nicht bewirken konnten, das soll jetzt mit dem „gesunden Volksempfinden“ im Rücken erreicht werden: Kriminalisierung, Stigmatisierung und gegebenenfalls Abschiebung.

Wir rufen dazu auf, Unterstützung für die Betroffenen zu leisten und Patenschaften einzugehen.

Karl-Rudolf Kümpers, Hannelore Hildebrandt, Kölner Appell -Komitee gegen menschenfeindliche Ausländerpolitik und Rassismus