Lupinen statt Minen

■ Am Samstag beginnt eine von Volksarmee und Rundem Tisch unterstützte „Begrünungsaktion“ des gesamten Mauerstreifens am Potsdamer Platz

„Einmal soll es so richtig aufblühen quer durch die Stadt“, freut sich Franziska Lobeck von der Ostberliner Initiative „Mauer Land Lupine“. Die Initiative lädt am Ostersamstag zur Lupinen-Aussaat im gesamten Mauerstreifen ein.

In einer Länge von 50 Kilometern und einer Breite von 10 Metern sollen zehn Tonnen Lupinen-Samen den ehemaligen Todesstreifen in ein gelbes Blumenmeer verwandeln. Wenn das Wetter mitspielt, werden die bis zu einem Meter hohen Pflanzen noch im Juli blühen.

Nicht nur bei den Vertretern des Runden Tisches stieß die Begrünungsaktion auf Zustimmung, auch die Nationale Volksarmee will bei der Aussaat mitmachen. Die Grenzsoldaten sagten bereits maschinelle Hilfe beim Eggen zu. „Wir werden hier das schönste Recycling der Welt miterleben“, schwärmt Franziska Lobeck. „Grenztruppen werden über das Land schreiten und die Lupinen-Saat ausbringen.“

Die Initiatoren hoffen, daß aus dem Todesstreifen einmal ein öffentlicher Park wird. Die Idee dazu existiert schon seit der Maueröffnung. Man könne, teilt ein Vertreter der Initiative „Mauer Land Lupine“ mit, den Grenzstreifen nicht einfach geschichtslos niederbügeln, sondern müsse vielmehr ein Signal für Berlin setzen. Die gelbe Lupine wird vielerorts bereits als Bodenverbesserer eingesetzt. Sie scheint über ungeheuere Widerstandskräfte zu verfügen, da die Initiatoren keine Probleme sehen, die Blumen in den jahrelang mit giftigsten Herbiziden verseuchten Boden zu pflanzen. Die Lupine soll den Boden entgiften und damit wieder fruchtbar machen.

Die Lupinen-Aussaat beginnt am Ostersamstag um 10 Uhr ab Potsdamer Platz (Zugang Voßstraße). Da sich die Kosten der Aktion auf 47.000 Ostmark belaufen, sind Spenden willkommen.Spendenkonto Lupine bei der Staatsbank der DDR 66513532 oder Sonderkonto Mauerlandlupine bei der Stadtsparkasse West-Berlin 610011723.

Julia Schmidt