Das Fischbach-Giftgaslagerlied vom schönen Pfälzer Wald

Kennt ihr den Pfälzer Wald? Kenn ihr das Dahner Felsenland?

Die Sandsteinhorste - Burgen: Fahrt mal von der Autobahn.

Und steigt man den Maimont hinan da geht's nach Frankreich schon,

und Dörfer vor dem Hangeinschlag, von Ramstein bis nach Dahn.

Vom Wasgau hat man ein Gebiet zum Schutzgebiet erklärt.

Doch manches Areal hat man zum Sperrgebiet gemacht.

Auf englisch sind die Schilder: US-Army! DANGER! STOP!

Und wer zu nah kommt wird von der Patrouille aufgebracht.

Bei Fischbach liegt ein Giftgaslager der US-Armee,

besatzungsrechtlich in den Wald gebaut vom Militär,

mit Bunkern, Stacheldraht, die Wachen haben Schießbefehl.

Auf Türmen Scheinwerfer: Wie an de Zonegrenz o Herr!

II

Angst? hann mir hier doch all, unn isch doch gut so: wenn's do knallt

sinn mir als erschtes weg, do bleibt e Menge uns erspart.

Heut hann mir noch zu esse un heut isch uns noch nit kalt.

Was d‘ Zukunft bringt, wääß känner. Schlimm genuch de Gegenwart.

Der Scholz hat's selbst geschriwwe un dem Scholz dem glauwe mir:

das fer dem Mensche do noch kään Gefahr gegewwe sei.

Ihr griene Chaote macht bloß unser Heimat madig hier -

Nur manchmol heil‘ Sirene wie im Krieg den Todesschrei,

unn manchmol isch de Himmel iwwerm Laacher dunkelrot.

Wenn nachts de Amis schieße scharf do reecht mich des schun uf,

versteht ich doch kään Wort was JR zu Sue Ellen sacht,

dann frooch ich mich: was isch do los, dann kriecht die Angscht herum.

III

Der Wirt vom Gasthof weiß noch: wie die Knecht des Laacher do

gebaut han war hier Hochbetrieb, gab's Arbeit ja genuch.

Der Tankwart: an de Auffahrt stande sie mit LKWs,

oft zwei drei Stück, hier ging's schun rund im richtche Ruckizuck.

Die Petersbächler Wirtin: die hann wenigschtens geschafft

und pünktlich Miet gezahlt. Die hinge nit so uf de Straß.

Und fiel ein LKW aus, sagt der Meister, ging ja des

uf Rechnung vun dem Ami, der aht sich nit lumpe lass.

Mir sinn der 53ste Staat hier vun de Amis, do

laaft giftches Hydrazin aus, oder was sonscht geschieht,

do glaawe nit, daß ihr se dodefer belange könnt:

Das Grundgesetz ist außer Kraft auf US-Wohngebiet.

IV

Erst 81 wurde was von Giftkampfstoff bekannt.

Und eine, die beim Ami schaffte, kriegte's mit vor Ort:

Die hann in Schutzanzüg geschafft, die hann sie dann verbrannt.

Vom Hügel dann: verseuchte Erde baggerten sie fort.

Es kamen fahrende Chaoten an von außerhalb,

die setzten sich vor's Lager. Eine Kellnerin serviert

Nach Kaffee und zu Essen, bis man alle mit Gewalt

in Grüne Minnas setzt und in den nahen Wald spediert.

Allmählich drang dann durch: 4.000 Tonnen Nervengas

sind hier gelagert, das sind 100 Tanklastwagen woll.

1 Liter reicht um 1 Million zu töten aus:

Verkrampfung - Atemlähmung - und der Tod ist grauenvoll.

Das Nervengiftpaket hat BAYER an die USA

kurz nach dem Krieg verkauft, daß das Geschäft auch weiter geht.

(Der Plan: to end the war with C-bombs! ging dann doch nicht auf)

Jetzt liest man schon in NEWS WEEK, was da von den Lagern steht:

4.000 Lecks im Jahr, wo einfach Gift versickert ist.

Auch wird die Mun bis 1990 völlig unbrauchbar.

Selbst Generals geben zu: we got some problem with that stuff.

Die eigenen Jungs gerieten schon beim Umgang in Gefahr.

Und transportierte man das Giftgas tatsächlich hier ab,

sie würden's gar nicht lassen aufs Gebiet der USA.

Am Ort vernichten ist laut Bonn Departement nicht geplant

das hat auch nichts zu planen! Also bleibt das Zeug mal da.

VI

Es macht die Schutzmacht uns zum Schutz ein neues Schutzgesetz:

Die alte Munition wird nicht vernichtet, ohne sie

durch neue zu ersetzen, die noch x-mal besser wirkt:

Vernichtung kommt zu teuer ohn Erneuerungsgarantie!

Was würdet ihr wohl sagen, käm so'n LKW daher

durchs Erbsenbeet gefahren mit neun Tonnen Tabun Sarin,

würd's wo die Stangenbohnen stehn vergraben ungefähr

Na würdet ihr wohl sagen: wenn's denn sein muß - immerhin

Die Heimat, die ihr liebt, gehört euch seit dem Krieg nicht mehr.

Ihr seid die Knecht vom Pfälzer Wald, nicht Herrn im eigenen Haus.

Ich habt euch dran gewöhnt. Ihr schweigt wie Kinder, die man schlägt.

Und sagt: was richtet denn der kleine Mann allein schon aus

VII

Der Krieg liegt vor der Tür. Die Katastrophe ist schon da.

Der Mensch ist nur noch Schädling, bald vernichtet aus Versehn,

wenn Militär sich aufführt grad wie zur Besatzungszeit,

und ihr laßt solche Dinge wie sie gehn so einfach gehn.

Doch gibt es welche hier, die finden sich damit nicht ab,

die haben demonstriert, blockiert und ziemlich viel riskiert.

WO GOTTES SCHÖPFUNG IN GEFAHR IST, SCHLÄGT MAN GOTT ANS KREUZ!

Ein Pfarrer hat's gesagt - ob der am Glauben irre wird?

Und haben die Verfassungsrichter auch den Spruch gefällt:

Es geht nicht gegen Völkerrecht die Lagerung von Gift!

Was nützt Raketen abzuziehn, wenn Giftgas hier noch liegt?

Zeigt daß ihr souverän seid, daß ihr wißt, was euch betrifft!

VIII

Ihr Bürger von Europa, schaut hier auf den Pfälzer Wald!

Ein Richter aht das Recht gerichtet und für Recht erkannt:

Wer Gifttanks anhält, droht! Wer vor dem Tor sitzt, übt Gewalt!

(sie gaben ihnen Bonbons und sie sangen Hand in Hand)

Legt still die Giftgasfuhren! Keiner von den Boys ist hier

freiwillig. Jeder gäb den Dienst gern dran, den er hier schiebt.

Fragt nicht nach Arbeitsplätzen! Fragt: wie überleben wir?

Und wagt's vielleicht nur darum, weil ihr eure Kinder liebt.

Es haben sich GIs hier oft nach Frankreich abgesetzt,

ihr habt sie durch den Wald gebracht. Ihr wißt doch wie es geht.

Zeigt wieder einmal Mut! Tut euch zusammen! Handelt jetzt, wie das Gewissen es befiehlt: es ist noch nicht zu spät!

Die Säzzerin grüßt alle OstermarschiererInnen!