Loren D. Estleman, Ein harter Schnüffler

Der amerikanische Krimi-Autor Loren D. Estleman schrieb seine ersten Kurzgeschichten schon im zarten Alter von 15 Jahren und versuchte sie auch zu verkaufen. Aber niemand interessierte sich dafür. In acht Jahren erhielt er 160 Absagen von den Verlagen. Das entmutigte ihn keineswegs, im Gegenteil, er schrieb fleißig weiter und wurde immer besser. In den Vereinigten Staaten wurde er zuerst durch seine Westernromane bekannt. Der große Durchbruch gelang ihm allerdings mit seinen Krimis um den Detroiter Privatdetektiv Amos Walker.

Estleman versteht sich als ein direkter Nachfolger von Raymond Chandler, meint aber: „Wenn Chandlers Los Angeles zeigt, wo etwas schief ging mit dem amerikanischen Traum, dann zeigt mein Detroit, wie der amerikanische Traum zum Alptraum wird.“ Die Amos-Walker-Serie besteht aus acht Romanen, die auch alle auf deutsch vorliegen (sieben bei Ullstein und einer bei Bastei-Lübbe) und alle wärmstens zu empfehlen sind. Ebenfalls lesenswert die Krimis der Peter -Macklin-Serie. Macklin ist ein Mietkiller, der einige Erziehungsprobleme mit seinem Sohn hat. Der möchte nämlich in die Fußstapfen seines Vater treten und auch ein berühmter Hitman werden.

Am besten gefällt mir allerdings der Held seines neuen Romans Ein harter Schnüffler. Der Name dieses schmierigen kleinen Schnüfflers ist Ralph Poteet. Er ist ein einäugiger Säufer mit Gewichtsproblemen, der in einer billigen Absteige über einem Pornoladen haust. Eines verkaterten Morgens bekommt er einen Telefonanruf von der Dame des horizontalen Gewerbes, die genau über ihm wohnt. In ihrem Bett liegt ein toter Priester, dahingerafft von der anstrengenden Tätigkeit mit der Professionellen. Die Hure bietet Poteet hundert Dollar, wenn er ihr die katholische Leiche vom Hals schafft. Der Detektiv ist einverstanden, treibt aber den Preis noch ein wenig in die Höhe. Er schickt die Frau raus und fotografiert den toten Gottesmann in der unheiligen Pose. Danach ruft er den Bischof an und läßt sich auch von ihm noch einmal bezahlen. Von den Fotos erzählt er zunächst nichts, die lassen sich ja vielleicht später noch für eine kleine Erpressung verwenden. Aber Poteet hat die mächtige katholische Kirche unterschätzt... (Ullstein)

Karl Wegmann