„Maggie Thatcher der Alternativen“

■ Zoff im Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club / Der Unmut über den Führungsstil der Vorsitzenden Uta Wobit wächst / Wird die ADFC-Chefin abgewählt?

Uta Wobit, die Berliner Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC), fuhr in der jüngsten Ausgabe des Vereinsorgans 'Radzeit‘ schweres Geschütz auf. Im Visier hatte sie „Wendehälse“, die eine „auto-orientierte Betrachtungsweise“ pflegten. Nicht ihren bevorzugten Sparringspartner - SPD-Verkehrssenator Wagner - kanzelte die Radler-Chefin mit solch bösen Worten ab, sondern eine dem ADFC eigentlich eng verbundene Gruppe: den grün-alternativen Verkehrsclub Deutschlands (VCD).

Der hatte es kürzlich gewagt, den Plan des Bezirksamtes Tiergarten zu kritisieren, die Fußgängerwege im Tiergarten für Radler zu öffnen. Wobits Konter: Der VCD sei auch nur eine grünangestrichene „Variante des ADAC“.

Mit dieser überzogenen Kritik hat sich die kampfeslustige ADFC-Chefin nun einigen Ärger eingehandelt - weniger mit dem VCD als mit den eigenen Vereinsfreunden. Oswald Richter, der Vorsitzende des VCD, hat bereits beschlossen, Wobits Attacke „nicht so ernst zu nehmen“. Schließlich weiß Richter, daß auch im ADFC viele mit ihrer Vorsitzenden „unzufrieden“ sind - und daß es passieren kann, daß Uta Wobit bei den ADFC -Vorstandswahlen am Samstag nicht wiedergewählt wird.

Noch gibt es keinen Gegenkandidaten, aber - so weiß auch Wobit - „da treffen sich immer irgendwelche Leute und mauscheln da rum“. In der Tat laufen die Telefondrähte unter den Clubmitgliedern heiß, ist der Frust weit verbreitet. Nach zweijähriger Amtszeit der Chefin klagen viele über ihren „autoritären Führungsstil“ und die „Selbstherrlichkeit“, mit der die Vorsitzende selbst Vorstandskollegen aburteile. Kritik findet mittlerweile aber auch das Pathos, mit dem Wobit den Club nach außen vertritt: Selten äußert sich die ADFC-Chefin zu kommunalpolitischen Fragen, ohne gleich den Zusammenhang mit der globalen Umweltkatastrophe herzustellen. Wobit sei auch nach außen „unglaublich intolerant“, schimpft ein Mitglied. Anfangs habe diese „Fundamentalopposition“ ja noch „was Erfrischendes“ gehabt, meint ein altgedienter ADFC-Radler; mittlerweile werde diese Haltung von Wobit aber öfter „überzogen“. Die harsche Kritik am VCD in Punkto Tiergarten beispielsweise sei „völlig unsinnig“.

Für die Vorsitzende selbst sind diese Vorwürfe „kindisch“ und „diffus“. Nur eine „kleine Clique“ von Mitgliedern, die überdies noch „unheimlich jung“ seien, stünde hinter dieser Kritik. Wobit verweist auf den „Bombenerfolg“ ihrer Arbeit: 1.300 neue Mitglieder habe der ADFC in Berlin letztes Jahr gewonnen und die - großenteils von Wobit selbst belieferte „Radzeit“ erfreue sich wachsender Beliebtheit. Vor Gegenkandidaten fürchtet sich die Vorsitzende nicht: Unter den an dem Vorsitz Interessierten gebe es niemanden, der „von der Qualität“ her in der Lage wäre, den Job zu übernehmen.

Was die ADFC-Chefin besonders verärgert: Ihr gegenüber werde Kritik kaum mal offen „so vorgebracht“. Sie, die von „viel Zustimmung“ zu ihrer Politik berichten kann, hat ihre eigene Vermutung über die Hintergründe der Mauscheleien: „Vielleicht vertragen die es nicht, daß eine Frau an der Spitze ist.“ Schließlich sei sie die einzige weibliche Stimme in der Berliner Verkehrspolitik. Ein Kritiker formuliert das anders: Wobit fühle sich wohl als „die Maggie Thatcher der Alternativbewegung“.

hmt