Der Ausflugsverkehr sprengte keine Grenzen

■ Oster-Heimkehrer sorgten gestern für lange Staus auf den Transitautobahnen / Der Autoverkehr in Berlin und im Berliner Umland blieb an den Osterfeiertagen trotzdem weit hinter den Befürchtungen zurück / Wessis, Zonis, Berliner und Polen: Alle blieben zu Hause

Gestern nachmittag war es soweit: Westberliner und DDR -Bürger waren wieder vereinigt. Gemeinsam stauten sie sich auf dem Rückweg aus Westdeutschland auf den Autobahnen zwischen dem Bundesgebiet und West-Berlin. Zehn Kilometer lang war die Autokolonne vor dem Grenzübergang Helmstedt in Richtung DDR und Berlin. Zwischen Bad Klosterlausnitz und Eisenberg im Bezirk Gera stauten sich die Heimkehrer in Richtung Berliner Ring sogar auf elf Kilometern. Weil es an den Tankstellen stundenlange Wartezeiten gab, wurde den Autofahrern im Raum Magdeburg empfohlen, zum Tanken die Autobahn zu verlassen und ins Stadtgebiet zu fahren.

Ganz anders dann vor den Transitübergängen in Heiligensee und Dreilinden, an den traditionellen Stauplätzen der Westberliner Osterausflügler. Weil sich die Heimkehrer erstmals über mehrere Kontrollpunkte verteilen konnten, kam der Verkehr hier kaum ins Stocken. Beim Zoll in Dreilinden registrierte man gestern abend zwar „sehr starken Einreiseverkehr“, Staus gab es jedoch nicht. Bis 19.30 Uhr zählte der Zoll gestern im Transitverkehr 16.500 PKWs auf dem Weg in die Stadt. In umgekehrter Richtung rollten knapp 9.000 Fahrzeuge auf die Transitstrecke.

Für die Grenzkontrolleure war es der streßfreie Abschluß eines Osterwochenendes, an dem die Zöllner mühelos nebenher hätten Ostereier suchen gehen können. Zwischen Karfreitag und Ostermontag registrierte der Zoll in Dreilinden und Heiligensee weitaus weniger Reiseverkehr als erwartet. Nicht nur die Westdeutschen verzichteten auf eine großangelegte Invasion der Mauerstadt, auch die Polen und Tschechen zogen offensichtlich den österlichen Kirchgang dem Trip nach Westen vor. Noch am Donnerstag passierten 4.726 PKWs aus Polen und der Tschechoslowakei in Dreilinden die Grenze nach West-Berlin, doch dann rutschten die Zahlen ab: Am Karfreitag waren es nur noch 977, am Samstag 495 und am Sonntag 311.

Umgekehrt hielten sich auch die Westberliner zurück und bescherten den DDR-Bezirken im Umland ein ungeahnt friedliches Fest. „Relativ gut verschont“ sei man geblieben, freute sich Klaus-Dieter Osterburg, Pressesprecher der Ostberliner Volkspolizei. Nur am Freitag früh zwischen halb 10 und 11 Uhr registrierten die Vopos Staus auf den Ausfallstraßen ins nordöstliche Umland, wo die Ausflugsgebiete im Oderbruch und rund um Eberswalde lockten. Auch die Volkspolizei in Potsdam hatte „mit mehr gerechnet“: Statt dessen gab es weniger Autoverkehr als vor der Grenzöffnung. „So leer“, meinte der diensthabende Offizier, habe er „die Straßen an den Osterfeiertagen noch nicht gesehen“. Vermutlich hätten die Warnungen, die die Polizei im Vorfeld verteilt hatte, etwas gefruchtet. Die Parkplätze in Potsdam selbst waren zwar regelmäßig „ausgelastet“, doch die Grünflächen seien von wilden Parkern verschont geblieben, freute man sich.

Trotzdem forderte der Osterverkehr im Bezirk Potsdam fünf Tote und 65 Verletzte. Bei drei schweren Karambolagen kamen allein am Karfreitag fünf DDR-Bürger ums Leben. Bundesbürger und Westberliner waren an insgesamt 17 Unfällen beteiligt. An elf waren sie selbst schuld, meist wegen „mangelnder Aufmerksamkeit“ bei der Vorfahrt und beim Überholen. In Teschendorf im Kreis Oranienburg mußte am Samstag der Westberliner Rettungshubschrauber „Christoph 31“ einen DDR -Bürger, der das Opfer eines 25jährigen Westberliner Rasers geworden war, in ein Ostberliner Krankenhaus fliegen. Der Westberliner war in einer Kurve ins Schleudern geraten und gegen das Fahrzeug des DDR-Bürgers geprallt.

hmt