Spitzen-Dioxinwerte auf Rastatts Dachböden

■ Trotz extremer Dioxinbelastung in Wohnhäusern sieht Regierungspräsidium Karlsruhe „keine unmittelbare Gefahr“

Stuttgart (taz) - Die Dioxinbelastung in der Umgebung einiger baden-württembergischer Metallhütten nimmt beängstigende Ausmaße an. Auf dem Dachboden eines benachbarten Wohnhauses der stillgelegten Dioxinschleuder Fahlbusch in Rastatt wurde jetzt der bislang höchste Belastungswert des Ultragiftes festgestellt. Eine Staubprobe ergab 578.444 Nanogramm (milliardstel Gramm) pro Kilo Toxizitätsäquivalente des Seveso-Giftes. Bereits im Herbst vergangenen Jahres wurden auf dem Firmengelände Extremwerte von über 100.000 Nanogramm gemessen. Dioxin ist etwa 10.000mal giftiger als Zyankali.

Trotz der extremen Dioxinbelastung bestehe „derzeit keine unmittelbare Gefahr“, erklärte das zuständige Regierungspräsidium Karlsruhe; eine Evakuierung der betroffenen Hausbewohner sei daher nicht erforderlich. Als Vorsichtsmaßnahme wurde lediglich empfohlen, die Dachböden nicht mehr zu betreten.

Die Dachböden der anliegenden Wohnhäuser sollen nun in das Sanierungskonzept einbezogen werden. Bereits bei früheren Staubproben wurden dort Dioxinbelastungen bis zu 75.000 Nanogramm ermittelt. Blutfettuntersuchungen bei mehreren Anwohnern hatten allerdings bei sieben Personen eine deutliche Überschreitung der als inzwischen als „Normalbelastung“ der Bevölkerung angesehenen Werte durch Dioxine und Furane ergeben. Nach Ansicht des Stuttgarter Gesundheitsministeriums bestehen trotz der Untersuchungsergebnisse insgesamt keine besonderen Gesundheitsrisiken, hieß es dort noch vor wenigen Tagen.

Die besorgniserregenden Spitzenbelastungen in Rastatt und in der Umgebung der ehemaligen Kabelverschwelungsanlage Hölzl bei Crailsheim sind keine Einzelfälle. Im Zusammenhang mit der Dioxinsuche in Baden-Württemberg wurden inzwischen auch in anderen Städten wie Rheinfelden, Eppenheim und Stuttgart hohe Dioxinwerte in der Umgebung von Metallhütten und Verschwelungsanlagen gefunden.

Die alarmierende Dioxinverseuchung im Südwesten beschäftigt auch einen parlamentarischen Untersuchungsausschuß, der vorraussichtlich im Sommer seinen Abschlußbericht vorlegen wird.

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