Abriß an der „Feuerwache“

■ An der Kreuzberger „Feuerwache“, wo eine Kiez-Begegnungsstätte und ein Jugendhotel geplant sind, begann der Abriß / 30 Zwischennutzern droht Obdachlosigkeit

In der sogenannten Alten Feuerwache in der Lindenstraße in Kreuzberg begann das Bezirksamt gestern mit dem Abriß einer Remise im Hinterhof des Gebäudes. Zur Räumung der Remise und zum Schutz der Abrißarbeiten setzte die Polizei etwa 25 Beamte ein. Zwölf BewohnerInnen, die sich kurz vor Beginn des Abrisses auf das Dach der Remise begeben hatten, verließen es nach Auftauchen von EbLT-Beamten freiwillig. Sie wurden nach Feststellung ihrer Personalien wieder auf freien Fuß gesetzt. Danach wurde das Gebäude eingerissen, an seiner Stelle soll ein Verwaltungsgebäude für das gemeinsam vom Bund der deutschen Pfadfinder (BdP) und Bezirksamt seit 1985 geplante Kiezbegegnungszentrum und Jugendhotel errichtet werden.

Der Baubeginn ist der Endpunkt eines Streits um den Gebäudekomplex Feuerwache, der im Herbst 1989 begann. Rund 30 BewohnerInnen, die „Zwischennutzungsverträge“ erhalten hatten, sollten geräumt werden. Ihre Verträge waren im Frühjahr gekündigt worden. Sie wurden jedoch nicht rausgeworfen, der Kreuzberger Jugendstadtrat Helmut Borchardt (SPD) versprach, Lösungsmöglichkeiten zur Vermeidung von Obdachlosigkeit zu finden. Die BewohnerInnen begannen mit dem Bund der Pfadfinder, dem Bezirksamt und dem Bausenat über den Ausbau des Dachgeschosses der Feuerwache zu verhandeln, dort sei auch nach dem Umbau zu Jugendhotel und Kiezbegegnungstätte noch Raum. Die Verhandlungen blieben jedoch erfolglos, und schon bald erhielten die BewohnerInnen die Aufforderung, bis zum 30. März zu räumen. Als letzten Termin haben die Pfadfinder nun den 30. April gesetzt. Bleiben dürfen dann nur weitere etwa 30 BewohnerInnen, die reguläre Mietverträge bis 1992 haben.

Die Pfadfinder bestätigten gestern, daß die ZwischennutzerInnen nun raus müssen. Man habe lediglich „während der Studentenflut vorübergehende Nutzung angeboten“. Die BewohnerInnen forderten gestern „Umsetzwohnungen“. Baustadträtin Eichstädt betonte, „daß das Bezirksamt nicht jedem seine Wohnprobleme abnehmen“ könne. Es sei von Anfang an nur Zwischennutzung vorgesehen gewesen.

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