Weltmeister Kanada

■ NHL-Profis beließen es zum WM-Auftakt bei einem gnädigen 5:1 gegen die BRD / 2.Tag: BRD - UdSSR 2:5

Berlin (taz) - „Die Kanadier sind im Kontern einfach absoluter Weltmeister“, urteilte Xaver Unsinn, der Trainer der bundesdeutschen Mannschaft, nach dem ersten Tag der Eishockey-Weltmeisterschaft in der Schweiz, die zum Leidwesen der Kanadier nicht allein im Kontern ausgetragen wird. Dave King, modebewußter Coach des aus der National Hockey League (NHL) zusammengewürfelten „Team Canada“, überraschte dagegen mit einem brisanten Geständnis, „Als wir gleich am Anfang drei schnelle Tore vorlegten, war das Doping für meine Spieler.“

In Fribourg rasten die Kanadier, mit nur drei Sturmreihen angetreten, sogleich wie Furien über die für sie ungewohnt große europäische Eisfläche und ließen den Puck mit verblüffender Geschwindigkeit und Genauigkeit hin- und herprallen. Paul Coffey aus Pittsburgh, der Welt bester Verteidiger, trieb die Scheibe entschlossen nach vorn, wo vor allem die pfeilschnellen Stürmer Steve Yzerman (Detroit Wings) und Rick Tocchet (Philadelphia Flyers) lauerten. Yzerman (8.), Adams (10.) und Tocchet (11., 16.) erzielten in sechzehn Minuten vier bildhübsche Tore für Kanada, das es danach gemächlich angehen ließ.

Die Deutschen hüteten sich wohl, die besänftigten NHL -Profis durch vorlaute Gegentore zu neuen Untaten aufzustacheln. Zwar glückten den Bundesliga-Cracks recht hübsche Angriffszüge, die sie oftmals frei vor Torwart McLean führten, aber mehr als der Ehrentreffer von Steiger in der 17. Minute sprang nicht heraus. Auch die Mannen des Dave King beließen es bei einem weiteren Treffer durch Craven in der 38. Minute, was auch ein Verdienst des ausgezeichnet parierenden Torhüters Helmut de Raaf war.

Steve Yzerman kurvte derweil unter dem Beifall der 7.000 Zuschauer, darunter 4.000 Deutsche, mit dem Puck am Schläger durchs Angriffsdrittel, als wollte er eine 6,0 in der B-Note herausholen, und ein Mangel an Harmonie im Team Canada war nur zweimal zu konstatieren: als Paul Coffey einige Minuten benommen liegen blieb, nachdem er und ein Teamkamerad mit der Gewalt zweier D-Züge zusammengekracht waren und als der Puck von einem kanadischen Schläger abgefeuert anstatt im Tor an einem kanadischen Schädel landete.

Auch solche Probleme wird Dave King noch in den Griff bekommen und das umgestaltete Team der Sowjetunion, zum Auftakt 9:1-Sieger gegen Norwegen, darf sich bereits jetzt auf einen heißen Tanz mit Team Canada gefaßt machen, zumal dieses nun noch durch die berühmten „Calgary Flames“ Nieuwendyck, Gillmore, McIniss und Fleury verstärkt wird, die gegen Gretzkys Los Angeles Kings aus dem Stanley Cup flogen.

Die Deutschen bekommen ebenfalls eine Verstärkung, die sie ausgesprochen gut gebrauchen können: Verteidiger Uwe Krupp von den Buffalo Sabres, dessen Team gegen die Montreal Canadiens den kürzeren zog. Im zweiten Spiel, in Bern gegen die Sowjetunion, war er noch nicht dabei, dennoch verlief auch die Partie gegen den Weltmeister mit 2:5 glimpflich. Tore für die BRD: Gerd Truntschka und Steiger, die mit Hegen den wiederversöhnten Paradesturm bilden.

Matti

Weitere Ergebnisse: Schweden - Finnland 4:2, CSFR - USA 1:7.