Erfrischendes von einem 67jährigen

(N3, 21.10 Uhr, „Der Freund meiner Freundin“, Frankreich 1987) Wie erzählt man am besten die tragikomische Geschichte zweier Paare, die sich auf allerlei Umwegen kennen und lieben lernen? Indem man, wie Eric Rohmer in Der Freund meiner Freundin, einen Film macht, der einfühlsam nachvollzieht, wie Gefühle entstehen, wechseln, vergehen. Indem man Schauspieler das Verlieben und Entlieben spielen läßt, die in ihrer Überzeugungskraft unverbraucht sind. Besonders Emanuelle Chaulet als Blanche imponiert in ihrem ersten Film durch ihre Natürlichkeit, spielt so phantastisch, daß man mit ihr leidet und träumt, lacht und vielleicht auch weint. Mit ihr lernt man Lea kennen, die mit Fabien zusammen ist und Blanche zu helfen versucht, sich an Alexandre heranzumachen. Leas Freund Fabien allerdings hat sich in Blanche verliebt ... Sichtbar ist die Verwirrung der Gefühle auch durch die Farbkomposition der Kleidung.

Der Schauplatz des Films ist die moderne gläserne Trabantenstadt Cergy-Pontoise vor den Toren von Paris, wo sich die Straßen in geometrisch genau festgelegten Abständen kreuzen, wie sich auch die Wege der vier Freunde kreuzen, um immer wieder die Liebesgeschichte als genau durchgerechnete Verwechselungskomödie voranzutreiben. „Die Freunde meiner Freunde sind auch meine Freunde“ - so das von Eric Rohmer im sechsten und nunmehr letzten Teil seines Filmzyklus Komödien und Sprichwörter verwendete Sprichwort. Der 67jährigebeweist, mit welch erfrischendem Charme man über Jugend und Liebe erzählen kann.

Das ist ein Tip fürs Fernsehen, doch noch besser läßt sich der Film im Kino anschauen, zum Beispiel heute, 17.30 Uhr, im Rio, Prenzlauer Promenade.

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