Frau Irene schweigt zum Linken Metropolismus

Frau Irene SCHWEIGT ZUM LINKEN METROPOLISMUS Die Sache mit der Hauptstadt-Generalprobe an Ostern ist ja nun mangels Einfuhr von genügend Provinz-Leibern leider schief gegangen. Umso dringender ist es nach dieser Schlappe, die heimischen Reihen wieder zu schließen und die hiesigen Metropolen-Protagonisten auf Stromlinie zu bringen.

Deshalb erlassen wir Abwahlkleinkirchtumsheimer Spätberliner in diesen Tagen der allgemeinen Gehirnblutung oft, gerne, kostenlos und ungefragt Räte an unsere Ko -Republikaner aus dem „übrigen Bundesgebiet“: „Geh doch zurück in dein Oldenburg-in-Oldenburg!“ Oder: „Was willst du eigentlich noch hier? Aus dir spricht doch der blanke Geist von Ippinghausen!“ Gemeinend schicken wir sie alle noch einmal zurück auf Los, dahin, wo auch wir im Trainingslager ländlicher Abgeschiedenheit einst mit der Echt-Kuhmilch den einzigen wahren Metropolismus eingesogen haben, zwecks anschließender Verbreitung desselben im, unserer maßgeblichen Meinung nach, diesbezüglich stark unterentwickelten Metropolistan. Schließlich sind wir damals nicht einfach nur so zum Spaß kurz nach unserer Flüggewerdung „in die Großstadt“. Das müsse uns bilden, beruhigte sich damals unsere Oma. Die würden wir uns schon bilden, wußten wir bäuerinnenschlau. Wenn wir erst einmal am Großen mitmischten...!

Und jetzt kommen da unsere ehemaligen Klassenkampfkameraden - KleinkirchturmsheimerInnen wie wir, jahrelang kiezgetarnt wie wir, vermeintliche VorgartenvorkämpferInnen wie wir durchaus nicht aus ihren Löchern und wollen weder Germania noch Olympia! Unglaublich! Wollen nicht nabelbewohnen, nichts werden in der Fremde, nicht big in Big-Berlin sein! Deutschländliche Großmütter müssen verzweifeln. Die Kinder von Erhard & Faßbrause (neudeutsch: Marx & CocaCola) hätten etwas so viel Besseres haben und sein können.

Dabei haben wir von BerufsrevolutionärInnen zu BerufsberlinerInnen umgebildeten linken LändlerInnen endlich die Chance, den miefigen Makel des Negativen abzustreifen und uns endlich wieder an die Spitze der Bewegung zu stellen. Gehorsam eilen wir voraus. Ab jetzt wird nichts mehr den Rechten überlassen! Olympia ist unser und auch die Hauptstadt! Schluß mit dem gesetzestreues Linksüberholen, ab jetzt wird verkehrswidrigst und anarchistischst rechts vorbeigezogen. Und übrigens ging uns die Sache mit dem offiziell Immer-Dagegen-Sein ja schon seit 1966 auf die Nerven. 24 Jahre haben wir verzweifelt und brünstig gewartet - und jetzt ist die Schamgrenze endlich gefallen.

Gabriele Riedle