Türkei: Das Aus für eine linke Wochenzeitung

■ Druckerei kündigte, noch bevor Polizei aktiv wurde / Pressezensur in Kurdistan gefährdet Oppositionsmedien

Berlin (taz) - Nur wenige Tage, nachdem der Ausnahmezustand über die kurdischen Provinzen der Türkei verhängt wurde, ist ihm bereits eine regimekritische Wochenzeitschrift zum Opfer gefallen. 'Ikibine Dogru‘, die regelmäßig über Einsätze des türkischen Militärs in Kurdistan berichtet hatte, erhielt die fristlose Kündigung ihrer langjährigen Druckerei. Die Manager der „Hürriyet Holding“ begründeten den Rausschmiß mit dem jüngsten Maßnahmenkatalog der Regierung, der auch die Möglichkeit enthält, Druckereien zu schließen. Das Risiko für ihre eigene Zeitung 'Hürriyet‘, immerhin das auflagenstärkste Blatt des Landes, und andere Publikationen des Verlags sei dadurch zu groß geworden.

Wie berichtet, setzte das türkische Kabinett am vergangenen Dienstag praktisch alle bürgerlichen Freiheiten in Kurdistan außer Kraft, darunter auch die Pressefreiheit. Sondereinheiten der Armee übernahmen die Kontrolle in den elf östlichen Provinzen des Landes. Der Generalsekretär des nationalen Sicherheitsrates machte bei einer aggressiven Rede deutlich, daß es notwendig sei, die Presse zu disziplinieren, dabei zog er mehrere Artikel von 'Ikibine Dogru‘ aus der Tasche. Die Botschaft wurde verstanden: Bereits am Freitag erhielten die Zeitungsmacher die Kündigung.

Seither sucht 'Ikibine Dogru‘, die mit 20.000 gedruckten Exemplaren zu den größeren Oppositionsblättern gehört, händeringend nach einer anderen Druckerei. Zeitungsmitarbeiter berichten, daß Druckereien von Polizisten aufgesucht und mit Schließung bedroht würden, falls sie 'Ikibine Dogru‘ druckten. Von dieser Politik, die die Druckereien zu Vollstreckern der staatlichen Zensurverordnungen macht, sind auch eine Reihe anderer linker Publikationen betroffen, die sich um das türkische Tabu-Thema „Kurdistan“ kümmern.

dora