Zirkusschule abgebrannt

■ Der Schulwagen des Zirkus Fliegenpilz ist abgebrannt / Mehrere 10.000 Mark Schaden / Polizei vermutet Brandstiftung

Die sieben Kinder des Zirkus Fliegenpilz haben vorerst unfreiwillig schulfrei. Der Holzwagen brannte gestern Nacht aus, indem die Knirpse seit März 1988 die Schulbank drückten. Weil der Wagen nicht ans Strom- und Gasnetz angeschlossen war, schließt die Polizei Eigenentzündung aus und vermutet Brandstiftung.

Der 60 Jahre alte Zirkuswagen war einer der ganz wenigen staatlich anerkannten Schulen auf vier Rädern. Die Fliegenpilz-Schule hatte der Kultusminister von Niedersachsen vor zwei Jahren genehmigt. Die Schulbücher und das Lehrergehalt muß der Zirkus vorerst selbst bezahlen. Ab nächstem Jahr soll die Schule eventuell staatliche Zuschüsse bekommen.

Aber nicht nur, daß der Zirkus jetzt einen neuen Wagen braucht, auch die 29jährige Grundschullehrerin Christine Hörmann mußte Anfang letzter Woche ihre Koffer packen. Sie ist nach zwei Jahren Zirkuskinder-Lehren kurzfristig in den Staatsdienst berufen worden. (BewerberInnen sollten das zweiten Staatsexamen vorweisen können, bezahlt wird nach Tarif.)

In den Wagen mit der Nummer 12 und den großen Jugendstilbuchstaben „Schule“ gingen täglich sieben Kinder auch samstags und sonntags. Sie hatten ihre „Sommerferien“ im Winter. Nämlich zwischen November und März, wenn der Zirkus Winterpause macht. Die Schule gründeten die Fliegenpilze, „weil Schulbildung für Artistenkinder sehr wichtig ist. Und weil wir unverantwortlich finden, daß es immer noch viele Familienunternehmen gibt, beim denen die Kinder als Analphabeten heranwachsen.“

diak

Der Zirkus mit seinem weiß-roten Zelt gastiert noch bis zum 6. Mai auf dem Lenne-Dreieck. Vorstellungen täglich um 15.30 Uhr und 20 Uhr. BewerberInnen für die LehrerInnenstelle wenden sich an die Direktion oder Telefon: 262 69 24/25