Die Bodenwäscher Berlins sind am Boden

■ Zukunft der Bodenwaschanlagen weiter unsicher / Deutscher Gewerkschaftsbund: Stillegung wäre „ein schwerer Schlag“

Die Probleme der beiden Berliner Bodenreinigungsanlagen haben sich verschärft. Die Anlage der Firma afu in Spandau hat nach Aussagen von Geschäftsführer Dieter von Gfug nur noch für vier bis fünf Tage Aufträge. In den ersten drei Monaten dieses Jahres habe die Firma „erhebliche Verluste“ verzeichnet, klagte von Gfug gestern. Drei in der Hoffnung auf neue Aufträge kurzfristig eingestellte Mitarbeiter habe afu deshalb Anfang März wieder entlassen. Seine Firma stehe in „intensivem Kontakt“ mit den Senatsbehörden, versicherte der Geschäftsführer. Der Senat habe in Aussicht gestellt, daß dank neuer Sanierungsvorhaben im Juni wieder verseuchter Boden angeliefert werde. Wenn dieses Versprechen platze, „kommt es zu einer Stilllegung“ der Anlage, warnte von Gfug.

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnte gestern, die Anlage sei „von der Stillegung bedroht“, 25 Arbeitsplätze seien in Gefahr. Eine Schließung der Anlage, so DGB-Experte Hermann Borghorst, „wäre umwelt- und beschäftigungspolitisch ein schwerer Schlag für Berlin und politisch völlig verantwortungslos“. In der Stadt gebe es schließlich zahlreiche Grundstücke, deren Boden verseucht sei.

Wie berichtet, fehlt es trotzdem an vergiftetem Erdreich, weil die Sanierung zahlreicher privater Grundstücke durch Einsprüche der Eigentümer blockiert ist. Eine Arbeitsgruppe in der Umweltverwaltung versuche jetzt, diese Verfahren „zu forcieren“, sagte gestern Klaus Kundt, der Sprecher von Umweltsenatorin Schreyer. Außerdem erinnerte er an den bislang nicht realisierten - Plan, auch schwächer verseuchte Böden durch die Reinigungsanlagen zu schicken, anstelle sie in der DDR zu deponieren. Dafür sei allerdings die Senatsbauverwaltung zuständig. Dort war gestern abend niemand mehr zu erreichen.

Hmt